Zeitreise: Wer war der "Heide-Mörder"?
Als die amtierende Ministerpräsidentin Heide Simonis am 17. März 2005 mit den Stimmen von SPD, Grünen und SSW zur Ministerpräsidentin wiedergewählt werden soll, kommt es im Kieler Landtag zum Eklat. Erst vier Wochen vorher hatte Heide Simonis eine hauchdünne Mehrheit für ihre SPD bei der Landtagswahl 2005 errungen. Eine Minderheitenregierung aus SPD und Grüne waren geplant - mit einer knappen Mehrheit von nur einer Stimme. Aber was dann folgt, sollte in die parlamentarische Geschichte Deutschlands eingehen.
Zwei Enthaltungen und ein Abweichler
Entsetzt erlebt die bisherige Regierungschefin, wie sie im ersten Durchgang nur 34 Stimmen erhält und ihr Kontrahent Peter Harry Carstensen (CDU) 33. Bei zwei Enthaltungen hat mindestens ein Abgeordneter aus dem rot-grünen Lager Simonis seine Stimme verweigert. In einem zweiten Wahlgang kommen Simonis und Carstensen auf je 34 Stimmen bei nur noch einer Enthaltung. Es folgt eine dritte Runde, die zum gleichen Ergebnis führt, danach wird die Sitzung unterbrochen. Die Fraktionen ziehen sich zu Beratungen zurück. Während Simonis wortlos den Plenarsaal verlässt, nennt Carstensen den Vorgang ein "Wechselbad der Gefühle" und erneuert sein Angebot, mit der SPD eine Große Koalition zu bilden.
Kein Ergebnis nach vier Wahlgängen
Nach Probeabstimmungen in den Fraktionen wird ein vierter Wahlgang anberaumt - und führt wieder nur zum Patt zwischen Simonis und Carstensen. Nach siebeneinhalb Stunden beendet Landtagspräsident Martin Kayenburg die Sitzung. Die bisherige Regierung bleibt zwar geschäftsführend im Amt, doch nach dem Debakel erklärt Heide Simonis, nicht erneut zu kandidieren und zieht sich später aus allen Ämtern zurück.
"Verräter" noch immer unbekannt
Trotz vieler Spekulationen über Täter und Motiv ist bis heute ist nicht klar, wer aus dem Lager von SPD, Grünen und SSW der "Heide-Mörder" ist, der die Regierung verhinderte. Persönliche Gründe, Rache oder Stimmenkauf werden als mögliche Beweggründe genannt. Zwar geraten schnell mehrere SPD-Abgeordnete ins Fadenkreuz der Verdächtigungen, doch als "Verräter" enttarnt wird niemand. Schließlich wählt das Parlament am 27. April 2005 Peter Harry Carstensen zum Ministerpräsidenten und die Ära Simonis ist auf beispiellose Art und Weise beendet.