Zeitreise: Helga Feddersen
Der Überraschungshit "Die Wanne ist voll" von Helga Feddersen und Didi Hallervorden ist Ende der 1970er Jahre ein Gassenhauer gewesen. Typisch Helga Feddersen, mögen sich viele denken. Als Ulknudel war sie beliebt und bekannt, aber sie war eben auch viel mehr als das. "Ulk war vielmehr ihr Schicksal", urteilt Jürgen Worlitz.
Ein Leben voller Schicksalsschläge
Der Journalist Jürgen Worlitz war mit Helga Feddersen befreundet, hat sie häufig besucht. Und den Nachlass der Schauspielerin hat er geerbt. 15 Umzugskisten gefüllt mit Kostümen, Drehbüchern, Requisiten und privaten Fotos.
Helga Feddersen starb im November 1990 an Krebs. In ihrem Leben musste sie viele Schicksalsschläge über sich ergehen lassen. Bereits im Alter von 25 Jahren hatten Ärzte bei ihr einen Tumor entdeckt. Bei der Operation wird die Ohrspeicheldrüse so unglücklich verletzt, dass die Schauspielerin eine dauerhafte Gesichtsverzerrung davonträgt.
Beruflicher Erfolg durch Vielseitigkeit
So dramatisch ihr Leben sich wendet, so erfolgreich begann ihre Karriere. 1930 geboren, nahm die Tochter eines Kaufmanns Schauspielunterricht - bekam Rollen am Theater und in Filmen. Die hübsche Hamburgerin erkannte ein Talent an sich, das ihr keine Schönheitsoperation, kein Schauspielunterricht geben konnte: Sie konnte Menschen zum Lachen bringen. "Sie war ehrgeizig, wollte ganz nach oben", erinnert sich Jürgen Worlitz. Und tatsächlich gibt es seines Erachtens keine andere Person, die zu Helga Feddersens Lebzeiten über eine derartige Bandbreite verfügte: Sie spielte ernsthafte Rollen, schrieb Drehbücher und witzelte sich mit Sketchen durch die Unterhaltungswelt im Fernsehen.
Privat eher nachdenklich
Privat zeigte sie sich ihrem Ehemann vor der Fotokamera aber auch nachdenklich - ja sogar freizügig. 23 Jahre lang war sie mit dem Dramaturgen Götz Kozuszek verheiratet. Gäste wie Jürgen Worlitz empfing Helga Feddersen oft ungeschminkt. In Ellerdorf bei Neumünster suchte sie Ruhe, während sie sich im Rampenlicht quirlig und schräg präsentierte. 1983 erfüllte sie sich in Hamburg ihren Traum: ein eigenes Theater. Ihr Kollege Olli Maier war ihr Lebensgefährte, später ihr zweiter Ehemann.
Klamauk als Befreiung vom Alltag
In ihrem Haus in Nieblum auf Föhr kämpfte sie schließlich erneut gegen den Krebs. 1987 erhielt sie die Diagnose: Tumor am Auge. Im November 1990 starb Helga Feddersen. Zu ihrem Todestag will Jürgen Worlitz in diesem Jahr den Nachlass ausstellen. "Das Faszinierende", sagt Jürgen Worlitz, "ist, dass Helga Feddersen nicht immer nur ulkig war, dass sie etwas konnte und das musste sie sich nicht beweisen." Der Klamauk sei eine Befreiung gewesen, weil sie wusste, "ich kann auch anders".
Helga Feddersen - die Frau mit den zwei Gesichtern. Auch im übertragenen Sinne. Als Ausnahmetalent bleibt sie vielen in Erinnerung.