Zeitreise: Ein Jahr nach Sturmtief "Christian"
Es ist ein Jahr her, als das Sturmtief Christian über unser Land hinwegfegte. Als am Nachmittag des 28. Oktober 2013 in kurzer Zeit drei Menschen starben, Häuser zerstört wurden, der Verkehr zum Erliegen kam und große Bäume reihenweise wie Streichhölzer umknickten. Wir haben uns auf Spurensuche gemacht - haben die Menschen besucht, die damals am schlimmsten betroffen waren.
Gebrüll der durstigen Kühe
Zum Beispiel den Landwirt Christian Hinrichs auf Eiderstedt. Bis zu diesem Tag hatte er an einer der schönsten Alleen der Halbinsel gewohnt - binnen weniger Minuten lagen alle Bäume quer auf der Straße. Was dann geschah, bleibt ihm immer in Erinnerung: Die Baumwurzeln hatten die Wasserleitungen zerstört, er konnte seine Milchkühe nicht mehr tränken. Zum Geheul des Windes kam bald das Gebrüll seiner durstigen Tiere.
Angst vor dem Wind
Oder Elisabeth und Heiner Schwensen aus Langballig. Sie bekommen heute noch Tränen in den Augen, wenn sie von diesem Sturmtag erzählen: Eine einzige Böe hat das Dach ihrer Scheune abgerissen und es gegen ihr Wohnhaus geschleudert. Der materielle Schaden: 250.000 Euro. Viel schlimmer aber, sagt die 76 Jahre alte Elisabeth, ist die Angst, die sie seitdem vor dem Wind hat.
Sturm mit ungeheurer Zerstörungskraft
Ingwer Paulsen und seine Eltern haben an diesem Tag alles verloren: Ihr Hof in den Reußenkögen war mitsamt Wohnhaus und Scheune nach "Christian" nur noch Schrott. Vor zwei Wochen ist der junge Landwirt in den Neubau eingezogen, aber auch er wird nachts noch wach, wenn ein heftiger Wind um seine Mauern pfeift. Und im Wald bei Langenhorn zum Beispiel sind die Arbeiten noch lange nicht abgeschlossen: Das dauert mindestens noch 15 Jahre, bis hier wieder Bäume wachsen.
"Christian": Ein Sturm von wenigen Stunden, aber einer mit ungeheurer Zerstörungskraft. Eine Zeitreise, die nur ein Jahr zurückführt in eine Zeit, die das Leben von vielen Menschen nachhaltig verändert hat - bis heute.