Zeitreise: Wie geht es der BSE-Whistleblowerin?
Bewegungsstörungen, als ob Tiere betrunken wären: Rinderwahnsinn, bekannt geworden als BSE. Offiziell gab es diese Krankheit nur in Großbritannien. Vor 20 Jahren, am 16.11.1994 geht die Flensburger Tierärztin Dr. Margrit Herbst in einem Interview in der Zeitschrift "Stern" an die Öffentlichkeit: Sie behauptet, dass sie während ihrer Arbeit am Schlachthof in Bad Bramstedt 21 BSE-Verdachtsfälle bei Rindern gesehen habe. Kann nicht sein, sagen Politik und Fleischindustrie: Deutschland sei BSE-frei.
So sind ihre Befunde zwar auffällig, aber mit ihren begrenzten Mitteln kann sie die schwammartige Zerstörung des Gehirns nicht nachweisen und fordert ein neurologisches Untersuchungsverfahren. Vom Segeberger Landrat Georg Gorrissen erhält sie die Kündigung. Der Vorwurf: Sie habe Hierarchien nicht eingehalten und gegen die Verschwiegenheitspflicht verstoßen. Sechs Jahre nachdem die Tierärztin mit ihrem BSE-Verdacht an die Öffentlichkeit geht, entwickelt das renommierte Friedrich-Löffler-Institut einen Schnelltest. Kaum gibt es einen, wird im November 2000 der erste offizielle Fall von BSE in Deutschland aktenkundig - und zwar in Schleswig-Holstein. 125 bestätigte Fälle folgen im darauffolgenden Jahr. Wie geht es Dr. Margit Herbst heute? Ist es nicht höchste Zeit, sie zu rehabilitieren? Das Schleswig-Holstein-Magazin hat die streitbare alte Dame besucht.