Sendedatum: 16.08.2020 19:30 Uhr

Wolfgang von Gronau: Flug-Revoluzzer von Sylt

von Judith Pape

Vor 90 Jahren startete Wolfgang von Gronau von List aus zu einem waghalsigen Abenteuer - und revolutionierte damit die Luftfahrt. Nicht einmal seine Crew wusste von seinen Plänen.

Offizieller Auftrag: Richtung Nordkap und zurück

Wolfgang von Gronau 1930 nach seinem Atlantikflug auf der Heimreise nach Deutschland an Bord eines Hapag Lloyd-Dampfers. © picture alliance Foto: akg-images
Wolfgang von Gronau weihte niemanden in seine Pläne für einen Transatlantikflug ein.

Der Flug, der vor 90 Jahren die Luftfahrt revolutionierte, begann mit einer Lüge. Als die zweimotorige Dornier Wal D-1422 am 18. August 1930 bei Windstille im Lister Hafen abhob, ging die Crew noch davon aus, das Nordkap anzufliegen und dann nach Sylt zurückzukehren. So lautete der offizielle Auftrag. Doch der Leiter der Verkehrsfliegerschule List, Wolfgang von Gronau, hatte im Geheimen eine andere Reiseroute ausgearbeitet. Sein Ziel: New York. Ein waghalsiges Unterfangen: Nie zuvor war es einem Schwimmflugzeug zu dem Zeitpunkt gelungen, den Nordatlantik in Ost-West-Richtung zu überqueren. Seinen ersten Versuch ein Jahr zuvor musste von Gronau wegen mangelnder Vorbereitung abbrechen.

Ohne Einverständnis Richtung New York

Erst zwei Tage später, bei der Zwischenlandung in Island, stellte von Gronau seine dreiköpfige Mannschaft vor die Entscheidung: "Ich will weiter nach New York. Fliegt ihr mit?" Die Männer willigten ein - doch in Berlin tobte der Verkehrsminister. Denn auch ihm teilte der Offizier erst jetzt via Kabel mit: "Fliegen, Einverständnis vorausgesetzt, über Grönland nach USA." In seinem Tagebuch notierte er: Er wolle den Flug so schnell durchführen, dass ihn niemand mehr aufhalte.

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Die "Dornier Wal" D-1422 im Jahr 1930 auf dem Hudson River vor der Skyline von New York. © dpa-Bildfunk Foto: Dornier

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Auf dem Flug hatte die Mannschaft immer wieder mit schwierigen Wetterlagen zu kämpfen. Doch am 26. August 19 erreichte die Dornier Wal D-1422 das Ziel. 6.785 Flugkilometer und 44 Stunden sowie 25 Minuten in der Luft lagen da hinter ihnen. Als die Maschine auf dem Hudson River zur Landung aufsetzte, schlug von Gronau und seiner Mannschaft Begeisterung entgegen: Jubelnde Menschenmassen empfingen die "Helden der Lüfte" auf dem Kai des New Yorker Hafens. Die US-Presse feierte den "Fliegenden Prinzen von Homburg". Die Krönung: Präsident Herbert Hoover empfing von Gronau und Pilot Eduard Zimmer im Weißen Haus. Der erste Transatlantikflug mit einem Schwimmflugzeug war gelungen. Nun gratulierte auch der deutsche Verkehrsminister Theodor von Guérard per Telegramm.

Ehrenbürgerschaft und 50 Reichsmark

Der Transantlantikflug befeuerte von Gronaus Ehrgeiz. Zwei Jahre später brach er von List aus zu einer Weltreise per Dornier Wal auf - sein fliegerisch größter Erfolg. Als er am 24. November 1932 zurückkehrte, feierten ihn die Sylter im Lister Hafen mit einem dreifachen "Hurra". Die Gemeinde verlieh ihm die Ehrenbürgerschaft. Die beinhaltete nicht nur eine Urkunde und 50 Reichsmark, sondern auch ein unentgeltliches Begräbnis. So ruht der Flugpionier seit 1977 auf dem Friedhof inmitten der Lister Dünen. Die Inschrift des Grabsteins erinnert an Wolfgang von Gronaus Pionierleistung und daran, dass vor 90 Jahren von List auf Sylt aus die Luftfahrt revolutioniert wurde.

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Dampflokomotive aus dem 19. Jahrhundert. © dpa - report Foto: Votava

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Schleswig-Holstein Magazin | 16.08.2020 | 19:30 Uhr

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