Vergiftetes Wasser: Bremen hält sich bedeckt
Mitte November berichtete Panorama 3 von einer großflächigen Belastung des Grundwassers rund um das Tanklager Bremen-Farge. Das Grundwasser aus den Brunnen der umliegenden Siedlungen stinkt nach Benzin, Proben weisen nicht nur Spuren des krebserregenden Stoffes Benzol auf, sondern auch von MTBE (Methyltertiär-Butylether). Behördenvertreter verwiesen lange auf einen möglichen Unfall aus Zeiten der Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg. Doch das kann nicht stimmen: der Stoff MTBE wird erst seit Mitte der 1980er-Jahre als Zusatz im bleifreien Benzin verwendet. In dieser Zeit war das Tanklager bereits im Besitz der Bundeswehr. Kleinlaut räumt die Bremer Umweltbehörde ein, vom MTBE im Grundwasser gewusst und die Anwohner darüber nicht informiert zu haben.
Bodenbelastung wird Chefsache - ohne Konsequenzen
Der Bremer Umweltsenator Joachim Lohse (Bündnis 90/ die Grünen) macht nach der Ausstrahlung des Panorama 3 - Beitrags den Vorgang zur Chefsache. Auch die Bremer Staatsanwaltschaft prüft, ob sie ein Ermittlungsverfahren einleitet. Jetzt sind die Reporter erneut nach Bremen gefahren.
Von der Behörde hat sich bisher niemand bei von uns befragten Anwohnern blicken lassen. Stattdessen ergeben neue Proben von Panorama 3 noch weit höhere MTBE-Werte als vor sechs Wochen. Auf Nachfragen, warum es denn so schwierig sei, den Verursacher der Verunreinigungen zu finden, beteuert der Senator, dass ihm die Gesundheit der Anwohner, die Belastung der Umwelt und die Sanierung des Schadens besonders wichtig seien. Der Zeitpunkt, an dem die Verschmutzung eingetreten sei, sei dafür nicht wichtig.
Staatsanwaltliche Ermittungen gegen die Bundeswehr
Verantwortlich für die Verschmutzung des Grundwassers ist offenbar die Bundeswehr, die von bleifreiem Benzin im Tanklager angeblich nichts weiß. Erneute Anfragen von Panorama 3 hat die Bundeswehr mit Hinweis auf die staatsanwaltlichen Ermittlungen nicht mehr beantwortet.
Die Bundeswehr will das Tanklager im Mai 2013 aufgeben und an einen privaten Investor verkaufen. Der soll das Lager dann weiter betreiben. Der umweltpolitische Sprecher der Linken in der Bremer Bürgerschaft, Klaus-Rainer Rupp, hegt den Verdacht, unbequeme Fragen nach der Verantwortung der Bundeswehr und der Sicherheit des Tanklagers könnten dem geplanten Verkauf des Lagers im Wege stehen.
Bremen will Tanklager-Genehmigung weiterhin gelten lassen
Unbequeme Fragen zum Verkauf stellt jetzt auch die Nachbargemeinde Schwanewede. Ein Drittel des Tanklagers liegt nämlich auf dem Gebiet der niedersächsischen Kommune. Die will dem Verkauf und Weiterbetrieb nicht bedingungslos zustimmen. Sie will nach dem Abzug der Bundeswehr stattdessen ihr Planungsrecht wahrnehmen und erst dann zustimmen, wenn die Ursachen für die Grundwasserbelastung aufgeklärt und alle Risiken eines Weiterbetriebs des Tanklagers einschätzbar sind. Bremen dagegen will die alte Betriebsgenehmigung für das Tanklager einfach weiterhin gelten lassen.