Das schlechte Image von Fracking
Doch Fracking berührt die Urangst vieler Menschen vor Trinkwasser- und Brunnenvergiftung. Auch hier haben die Bilder aus den USA Alarm ausgelöst. Prof. Rolf Emmermann kennt die Fracking-Technologie nicht nur aus der Theorie: Er hat jahrelang selbst gefrackt und gebohrt. Zu wissenschaftlichen Zwecken und unterstützt von der Bundesregierung. Eine Verschmutzung des Trinkwassers durch das Fracking kann er sich schwer vorstellen.
Das hat mehrere Gründe: Wenn die Frack-Flüssigkeit nach unten gepumpt wird, kann sie nicht einfach an anderen Stellen wieder nach oben steigen. "Es gibt kein Beispiel, wo ein Frack, der in einer Lagerstätte erzeugt worden ist, die Erdoberfläche erreicht hat", sagt Emmermann.
Prof. Emmermann arbeitet zurzeit für die Akademie der Technikwissenschaften an einer Einschätzung zum Thema Fracking. Mit ihm arbeiten weitere führende Forscher an diesem Bericht. Im Interview mit Panorama verweist Emmermann darauf, dass Fracking durchaus beherrschbar sei. Die Forscher raten zu einer Erprobung unter Beteiligung von Wissenschaft und Bürgerinitiativen.
Es gibt Probleme mit der Erdgasförderung
Doch Fracking ist nur ein Prozess im Rahmen der Erdgasförderung, und diese ist als Ganzes durchaus auch problematisch. Denn - unabhängig vom Fracking - kommt bei vielen Bohrungen neben dem Gas auch sogenanntes "Lagerstättenwasser" aus dem Bohrloch: Wasser aus dem Untergrund, das zwar ganz natürlich ist, aber dennoch giftig. Es ist quasi ein Abfallprodukt bei jeder Form der Erdgasförderung. Und genau damit gab es in der Vergangenheit Probleme: Einige Rohre ließen Flüssigkeit austreten, teilweise musste Erde ausgetauscht werden. Auch fanden Behörden und Naturschutzverbände an Bohrstellen in Deutschland Quecksilber in überhöhten Mengen.
Genau an dieser Stelle setzen auch die Vorschläge der Wissenschaft an: Es gelte durch wissenschaftliche Erprobungen neue Methoden zur sicheren Verpressung und zur Behandlung des Lagerstättenwassers und der Fracking-Flüssigkeit zu entwickeln. Auch eine Wiederaufbereitung sei denkbar. In Bezug auf die befürchteten Erdbeben raten die Experten zu einem nüchternen Blick: Denn eine Erdbebengefahr besteht auch bei der konventionellen Erdgasförderung oder beim Untertagebau - sogar eher noch in höherem Maße. Die Erdbebengefahr beim Fracking im Schiefergas sei eindeutig geringer, erklärt Professor Dr. Hans-Joachim Kümpel, Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe.
Risiken beherrschbar
Die Erklärung: Beim Kohleabbau oder auch bei der konventionellen Erdgasförderung entstehen Hohlräume, wenn das Gas dem Gestein entnommen wird. Diese können einstürzen und Erdrutsche oder Erdbeben auslösen. Beim Fracking im Schiefergas dagegen gibt es nur kleine Risse im Gestein - und damit die geringste Erdbebengefahr. "Die wissenschaftlichen Institutionen, die sich in Deutschland mit dem geologischen Untergrund auskennen, haben alle keine Vorbehalte gegenüber Fracking, sofern die Genehmigungsauflagen eingehalten werden", so Prof. Kümpel.
Das Fazit von Hydrogeologe Dannwolf: Es handelt sich nicht um eine "Risikotechnologie". Es gebe keine Risiken, die deutlich über die anderer Technologien hinausgingen. Stattdessen gibt er zu bedenken: "Wir haben keine Null-Risiko-Gesellschaft. Alle Energieträger und deren Förderung haben Risiken. Die Gesellschaft muss nüchtern entscheiden, bis zu welchem Level die Risiken tolerabel sind - für alle Technologien gleichwertig."
- Teil 1: Politik will Fracking regeln
- Teil 2: Urangst Wasservergiftung