Sülfeld: Ein Ort wehrt sich gegen Neonazis
Der kleine Ort Sülfeld in Schleswig-Holstein wehrt sich gegen Neonazis. Nach einer Gewalttat und Propaganda-Aktionen von Rechtsextremen wollen die Menschen in der Gemeinde bei Bad Segeberg gemeinsam Widerstand leisten. Denn die rechtsextreme Szene in der Region ist in den vergangenen Monaten aktiver geworden, nachdem ein gewalttätiger Neonazi nach Bad Segeberg gezogen ist. Als Bürger im Ort Sülfeld im Oktober 2019 Neonazi-Aufkleber von Laternen abkratzten, kam es zur Auseinandersetzung. Ein Rechtsextremist attackierte zwei Sülfelder und verletzte sie. Diese Gewalttat hat in dem kleinen Ort für Entsetzen gesorgt. Viele Sülfelder sind verunsichert. Gleichzeitig wollen sie den Rechtsextremen aber etwas entgegensetzen.
"Angst genommen durch Gemeinschaft"
"Wenn es so akut wird und so massiv - spätestens dann muss man sich zusammentun und ganz klar sagen, dass das so nicht geht", sagt Gabriele Ahlers. Die Sülfelderin engagiert sich mit anderen gegen die rechtsextreme Szene. Die Bedrohungen seien der Anlass gewesen, im Ort zusammenzurücken. Auch der Sülfelder Marek Krysiak will sich nicht von den Rechtsextremisten einschüchtern lassen und bezieht öffentlich Stellung. "Wir hatten Angst", sagt Krysiak, "aber diese Angst wurde uns genommen durch die Gemeinschaft."
Neonazis um Bernd T. aktiver
Unter den Namen "Aryan Circle" (zu Deutsch: Arischer Kreis) oder "Nationale Sozialisten Bad Segeberg" treten die Rechtsextremisten auf. Mit Aufklebern und Graffitis machen sie in der Region auf sich aufmerksam. Bernd T. gilt als Kristallisationsfigur für die gewaltbereiten Neonazis in der Region. Seit einem halben Jahr wohnt er in Bad Segeberg. T. hat ein langes Vorstrafenregister - Körperverletzung mit Todesfolge, Freiheitsberaubung, andere Gewaltdelikte. Und er saß lange im Gefängnis. Außerdem baute er in der Vergangenheit rechtsextreme Netzwerke auf. Auf Anfrage von Panorama 3 wollte sich T. weder zu seinen Aktivitäten noch zur Frage der Gewaltbereitschaft äußern.
Schleswig-Holsteins Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) sagte gegenüber Panorama 3, dass Polizei und Verfassungsschutz die rechtsextreme Gruppe um Bernd T. genau im Blick hätten: "Wir stehen diesen Leuten mit allen Mitteln des Rechtsstaats auf den Füßen." Das Ziel von T. sei es, "Leute in Angst und Schrecken zu versetzen".
Sülfelder kämpfen für bunte Dorfgemeinschaft
In Sülfeld wollen Gabriele Ahlers und die anderen weiter gegen Rechtsextremismus und für eine bunte Dorfgemeinschaft kämpfen - und so auch Vorbild für andere Gemeinden sein. "Es ist nicht nur das Problem eines Dorfes und von drei Menschen", sagt Ahlers. Ein Nährboden für rechtsextremes Gedankengut sei vielerorts gegeben. Das beste Mittel dagegen sei Aufklärung. Marek Krysiak ist sich mit Blick auf die Neonazis in Sülfeld sicher: "Wir werden weiter dafür sorgen, dass sie nicht fußfassen werden."