Streit um NPD Funktionär beim TuS Appen
Der Landesvorsitzende der NPD Hamburg, Lennart Schwarzbach, ist Mitglied im Turn- und Sportverein Appen im Landkreis Pinneberg in Schleswig-Holstein - und will dort Fußball spielen. Viele im Verein empfinden das als Dilemma: Einerseits soll der Club politisch neutral sein. Andererseits wollen sie nicht mit jemandem in einer Mannschaft spielen, der radikale Positionen vertritt. "Da gibt es sicherlich zwei Meinungen zu. Die eine Meinung ist, man sollte sich positionieren, um ein Zeichen zu setzen. Die andere Meinung ist, dass man als Verein auch die Notwendigkeit hat, Integration zu betreiben und vielleicht gehört zur Integration auch die Tatsache, dass man auch rechte Parteien im Verein lassen sollte. Ich bin da gespalten", sagt der Vereinsvorsitzende Wilfred Diekert.
Was ist demokratisches Verhalten?
Lennart Schwarzbach hat klare Positionen. Er warnt vor Migranten und dem Ende der deutschen Kultur. Integration bezeichnet er als Völkermord. Der TuS Appen steht vor der zentralen Frage: Ist es undemokratisch, Menschen mit anderer Meinung auszuschließen? Oder ist gerade demokratisch, Grenzen zu ziehen, wenn sich andere gegen grundlegende gesellschaftliche Werte stellen?
Letztlich hat beim TuS Appen die Mannschaft entschieden. Mit dem NPD-Vorsitzenden Lennart Schwarzbach wollen sie nicht gemeinsam auf dem Platz stehen. Im Verein habe er sich zwar neutral verhalten, sagt Philipp Langbehn, damals wie heute in der 1. Herren-Mannschaft des Vereins, "aber er ist letztendlich eine Person des öffentlichen Lebens, steht viel auf Plakaten, in Videos. Und wir möchten einfach als Verein nicht damit in Verbindung gebracht werden: Mit rechtsradikalem Gedankengut, mit menschenverachtenden Ansichten, mit diskriminierenden Ansichten."
NPD-Funktionär klagt - und bekommt Recht
Also schloss der Vorstand Schwarzbach auf Wunsch der Mannschaft aus dem Verein aus. Erteilte dem NPD-Funktionär Hausverbot. Doch so einfach ist das nicht. Am vergangenen Freitag entschied das Landgericht Itzehoe über eine Klage von Schwarzbach und darüber, ob das Ausschlussverfahren rechtens ist. Und stellte fest: Die eigentliche Debatte, ob Mitglieder politisch extremer Parteien ausgeschlossen werden dürfen, könne nicht beurteilt werden. Wegen Formfehlern im Ausschlussverfahren darf Lennart Schwarzbach jedoch Mitglied bleiben.
Lennart Schwarzbach kündigte gegenüber dem NDR an, ab sofort wieder am Training teilnehmen zu wollen. Das Urteil nimmt er als Rückenwind: Deutschenfeindlichkeit müsse bestraft werden. Die Debatte hat für den TuS Appen damit noch kein Ende. Denn spielen will die Mannschaft weiterhin nicht mit dem Hamburger NPD-Vorsitzenden. Sie nennen das: Haltung zeigen.