Pferdeskandal: Tiere illegal geschlachtet
Dennis Pirch gibt seinem Sohn Reitunterricht, hier in der niedersächsischen Südheide. So wie sein Vater ihm es schon beigebracht hat.
Illegale Schlachtung durch Betrüger
Zwei seiner Pferde aber musste Dennis Pirch 2016 abgeben. Das Halten der Tiere war zu teuer geworden. Er suchte für die beiden einen Hof, der den Tieren als sogenannte Beistellpferde noch einen ruhigen Lebensabend geben könnte. "Wir haben eine Ebay-Kleinanzeige geschaltet", so der 29-Jährige, "und da hat sich dann eine Frau aus dem Bremer Raum gemeldet." Diese schickte Fotos von ihrem Hof und Dennis Pirch gibt daraufhin seine Pferde an sie ab. Für einen symbolischen Euro. Das war im April 2016. Das nächste Mal hört er zwei Jahre später von ihnen. Er bekommt Post von der Polizei. Die teilte ihm mit, "dass unsere Pferde sehr wahrscheinlich an Betrüger gegangen sind. Und dass sie nicht mehr auf dem Hof seien", erzählt Dennis Pirch.
Er beginnt nach seinen ehemaligen Pferden zu suchen. Nach einem Telefonat mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung ist klar - der Equidenpass, also die Papiere, eines der Pferde ist aus dem Emsland an die FN zurückgeschickt worden. Das geschieht normalerwiese nach dem Ableben eines Tieres. Das Veterinäramt Emsland bestätigt ihm dann: Sogar beide Pferde sind in einem Schlachtbetrieb im Emsland geschlachtet worden. Dabei hätten die Pferde gar nicht geschlachtet werden dürfen, sagt Pirch: "Im Equidenpass wurde hinterlegt, dass beide nicht Schlachtpferde sind. Also hätten beide nicht geschlachtet werden dürfen."
Kein Einzelfall
Die Recherchen von Panorama 3 ergeben: Dort, wo Dennis Pirch seine Pferde abgegeben hat, sind mindestens noch 58 weitere Pferde abgegeben worden. Alle als Beistellpferde. Die meisten dieser Pferde sind verschwunden. Acht Tiere fanden ihr Ende auf dem Schlachthof im Emsland. Mindestens fünf dieser Tiere waren laut ihrer Papiere Pferde, die nicht hätten geschlachtet werden dürfen.
Wie konnte das passieren? Schließlich wird bei Pferden zwischen Schlachtpferden und Nichtschlachtpferden extra deshalb unterschieden, damit den Nichtschlachtpferden, zum Beispiel im Pferdesport, Medikamente in Größenordnungen gegeben werden können, die man anschließend nicht in der Pferdewurst zu sich nehmen möchte. Genau deshalb muss das Veterinäramt die Papiere der Pferde prüfen, bevor ein Pferd geschlachtet werden darf.
Warum die Pferde offenbar illegal bei dem Schlachtbetrieb im Emsland geschlachtet wurden, wollten wir vom zuständigen Veterinäramt Emsland wissen. Doch ein Interview wurde abgelehnt. Das Amt antwortet uns nur schriftlich: "Die Pässe müssen manipuliert worden sein. Und diese Manipulationen sind von den amtlichen Tierärzten nicht als solche erkannt worden."