Gorch Fock: Rechtsrock auf Marine-Schulschiff
Der "Gorch Fock" droht neuer Ärger. Auf der ersten großen Ausbildungsreise des Marine-Schulschiffs nach dem Tod einer Kadettin haben Besatzungsmitglieder offenbar Musik einer einschlägigen rechtsradikalen Band gehört. Das zeigen Aufnahmen, die per Zufall im Rahmen einer Reportage für das NDR Fernsehen entstanden sind. Ob die Matrosen wissen, welche Art von Musik gespielt wird, ist unklar. Das NDR Team hatte das Schiff auf der Fahrt von Madeira nach London begleitet. An Bord waren dem Fernseh-Team keine rechtsextremistischen Umtriebe aufgefallen.
Während Teile der Mannschaft mit der Müllentsorgung beschäftigt sind, läuft im Hintergrund laute Musik, die später leiser gedreht werden muss, damit ein Gespräch mit dem Reporter möglich wird. Bei dieser Musik handelt es sich um den Song "Gleich raucht's" der bundesweit bekannten Band "Kategorie C" aus Bremen, die der rechtsextremistischen Hooligan-Szene zugeordnet wird.
In dem Songtext heißt es unter anderem:
"Der Wahnsinn nimmt weiter seinen Lauf.
Die Retter Deutschlands setzen einen drauf.
Wenn die Wut einen zum explodieren bringt,
man sich nicht mehr unter Kontrolle kriegt.
Wenn das Blut in den Adern gefriert,
dann ist es meistens schon passiert.
Ja gleich raucht‘s. Nimm dich in acht
ich bin mal wieder unterwegs.
Wo ich bin da willst du nicht sein.
Ich bin wie ein Jäger der sein Wild erlegt.“
"Kategorie C": Einschlägig bekannte Band
Panorama hatte im Juni 2011 über "Kategorie C" berichtet und unter anderem Bildmaterial von einem Konzert gezeigt, bei dem die Band zusammen mit dem Publikum das Volkslied "Hoch auf dem gelben Wagen" in einer Variante anstimmt. Dort heißt es: "Hoch auf dem gelben Wagen, sitz‘ ich beim Führer vorn ... lustig schmettert das MG"
Die heutige Präsidentin des niedersächsischen Verfassungsschutzes, Maren Brandenburger, sagte damals: "Solche Lieder beinhalten natürlich rechtsextremistische Ideologiefragmente, das ist klar. Hier wird vom Führer gesungen und wir haben ja auch gesehen in den Filmaufnahmen, dass dort der Hitlergruß gezeigt wurde." Obwohl auf Veranstaltungen auch volksverhetzende, rechtsextremistische Lieder gespielt würden, sei die überwiegende Mehrheit der Texte allerdings nicht strafbewehrt. Dennoch werde die Band wegen ihrer gewaltverherrlichenden Texte als gefährlich eingeschätzt. Nach wie vor besuchten auch Rechtsextremisten Konzerte der Band.
Dass Musik von "Kategorie C" offenbar auch bei Besatzungsmitgliedern der "Gorch Fock" Gefallen findet, war bei der Marine bisher nicht bekannt. Auf Anfrage von "Panorama 3" teilte Uwe Rossmeisl vom Marinekommando Rostock mit: "Wie bei Bekanntwerden solcher Fälle üblich, hat die Marine eine Prüfung des Vorgangs veranlasst und wird, falls sich Anhaltspunkte für eine dienstrechtliche und / oder strafrechtliche Würdigung ergeben, die erforderlichen Schritte einleiten. Wir können versichern, dass das Thema Rechtsextremismus in der Marine wie in der Bundeswehr insgesamt im Fokus aufmerksamer Beobachtungen steht und extremistischen Tendenzen mit Entschiedenheit entgegen getreten wird."
150 Konzertbesucher - 262 Straftaten
Erst im Mai dieses Jahres hatte die Polizei ein Konzert von "Kategorie C" im thüringischen Sollstedt aufgelöst. Dieses war als private Veranstaltung getarnt. Die Beamten überprüften die Personalien der rund 150 Anwesenden, wobei sich herausstellte, dass von diesen in der Vergangenheit insgesamt 262 polizeibekannte Straftaten verübt worden waren.
In einer Antwort von Thüringens Innenminister Jörg Geibert (CDU) auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Dirk Adams (Bündnis 90/Die Grünen) werden unter anderem 45 gefährliche Körperverletzungen, 35 Sachbeschädigungen, 30 Körperverletzungen, 18 Raube, 16 besonders schwere Diebstähle, Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, das Verwenden von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen, Betrug, Landfriedensbruch, Volksverhetzung, Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz, Brandstiftung, Erpressung und Vergewaltigung aufgelistet. Bei dem Konzert selbst sollen ebenfalls volksverhetzende Lieder gesungen und Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gezeigt worden sein. Die Ermittlungen dazu laufen noch.