Facebook: Wo private Fotos landen können
Wer würde schon seinen Namen und sein Foto kostenlos für Werbeanzeigen zur Verfügung stellen? Jeder Facebook-Nutzer hat mit der Einwilligung in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen genau das getan - und zwar ohne sich darüber bewusst zu sein, wie eine neue Studie der Universität Wien zeigt.
Erschreckende Studie aus Österreich
Der Rechtssoziologe Robert Rothmann hat in einer repräsentativen Erhebung mehr als 1.000 österreichische aktive Facebook-Nutzer befragt. Das Ergebnis: 99 Prozent der Befragten wusste demnach nicht, welche weitreichenden Rechte sie Facebook eingeräumt haben - nur ein Prozent kannte jede Bestimmung, der sie zugestimmt hatten. Lediglich drei von 100 Befragten würden in alle vorgelegten Bestimmungen einwilligen, wenn sie die Wahl hätten.
Datenschützer sind alarmiert
Für den Hamburger Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar sind die Ergebnisse der Studie erschreckend. Es sei eine "dramatische Entwicklung", dass die meisten Facebook-User nicht verstünden, in welche Nutzung ihrer Daten sie eingewilligt haben. "Hier wird der Nutzer, ohne dass er es überhaupt will, von seinen Daten enteignet", kritisiert Caspar.
Für den Datenschutz ist das ein Problem, denn die Gesetze geben vor, dass ein Nutzer immer "freiwillig, für den bestimmten Fall" und "in informierter Weise" in die verschiedenen Datenverarbeitungen einwilligen muss. "In dem Moment, wo wir den informierten Einwilligenden nicht mehr haben, ist natürlich eine Einwilligung auch nicht wirksam", ist Datenschützer Caspar überzeugt. AGBs müssten klar und verständlich formuliert sein, um zu gelten - kurz: Der Nutzer muss verstehen, worin er einwilligt.
Studie im Praxistest
Wir haben ein Experiment gemacht: Würden Facebook-Nutzer wirklich den AGB zustimmen, wenn sie kurz und einfach erklärt sind - und sie sie tatsächlich lesen? Die Stichprobe zeigt: Nein. Viele sind erschüttert, welche Rechte sie Facebook eingeräumt haben: Zum Beispiel kostenlos Werbung mit ihrem Namen und Foto machen, ihre Daten niemals selbst ganz zu löschen, ihre Daten nach Erwägung von Facebook an Geheimdienste und Ermittlungsbehörden überall auf der Welt weiterzugeben. "Man braucht ja fast ein Studium, um das zu verstehen", sagt ein Facebook-Nutzer. Im Grunde, meint eine Frau, müssten die AGB klarer formuliert sein, auch bei Facebook. "Dann würde nur keiner mehr beitreten."
"Ich würde sagen, dass hier ein strukturelles Problem vorliegt und dass der durchschnittliche Verbraucher im Grunde überfordert ist", sagt Studien-Autor Rothmann. Die AGB seien zu lang, zu komplex und für juristische Laien zumeist nicht zu verstehen.
Ein Interview lehnt Facebook ab. Schriftlich teilen sie mit, dass sie "eine klare, einfache Sprache bei der Information" ihrer Nutzer verwenden. Zudem erklären sie: "Wir unternehmen große Anstrengungen, um den Menschen auf Facebook ein besseres Verständnis darüber zu geben, wie wir ihre Informationen für die Verbesserung unserer Plattform nutzen."