Sendedatum: 09.06.2020 21:15 Uhr

Eltern am Limit - wie es an den Schulen weitergeht

von Kian Badrnejad, Mareike Burgschat, Jan Körner und Esra Özer

Seit neun Wochen sollen Schüler nun schon zu Hause lernen - und ihre Eltern sollen die Lehrkräfte sein. Doch die Kräfte und die Motivation schwinden bei vielen Müttern und Vätern gerade. So auch bei Sandra Knippschild aus Hamburg. "Ich bin am Limit angekommen. Ich möchte das nicht mehr. Ich möchte für uns alle Normalität haben, dass die Kinder wieder zur Schule gehen können", wünscht sich die zweifache Mutter, die neben dem Homeschooling noch arbeiten muss.

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Hoffnung auf Normalität

Zumindest in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gibt es für Schüler und Eltern Hoffnung auf baldige Normalität. Nach den Sommerferien will die Landesregierung zu einem Regelbetrieb in den Schulen zurückkehren. Doch es muss davon ausgegangen werden, dass die Corona Pandemie auch nach den Sommerferien nicht überstanden sein wird.

Stephan Huber © NDR Foto: Screenshot
Der Kontakt zu Lehrern und Mitschülern sei für den Lernprozess von Schülern ausgeprochen wichtig, betont Stephan Huber.

Und dann? Konkrete Pläne dazu teilen uns die Länder noch nicht mit. So, wie es jetzt ist, sollte es jedenfalls nicht weitergehen. "Hier braucht es Absprache, Abstimmung, Mindest- und Regelstandards. Denn für Schülerinnen und Schüler ist der Kontakt, der Austausch mit der Lehrperson, aber auch mit den Mitschülern ausgesprochen wichtig für Lernprozesse. Bei Hausaufgaben nützt es nichts, sie nur zu vergeben. Die müssen kontrolliert werden. Wir sehen, dass der Einfluss auf die Lernleistung der Schüler in der Selbstwahrnehmung ganz klar davon abhängt, wie Unterricht organisiert ist, ob zum Beispiel Hausaufgaben kontrolliert werden", sagt Professor Stephan Huber von der pädagogischen Hochschule Zug. Er veröffentlicht das Schulbarometer mit Blick auf Unterricht unter Corona-Bedingungen.

Interaktion fehlt bei digitalem Unterricht

Digitaler Unterricht bedeutet nicht Arbeitsblätter per Email zu versenden. Es muss eine Interaktion mit den Lehrern stattfinden. Und da hapert es oft noch. Dabei wird das digitale Homeschooling sicher ein wichtiges Element des zukünftigen Unterrichts werden. Damit auch bei kurzfristigen Schulschließungen oder verschärften Hygieneregeln wegen steigender Infektionszahlen ein Unterricht stattfinden kann.

Um die Rahmenbedingungen für das Homeschooling zu verbessern, gibt es Geld aus dem Digitalpakt. Außerdem kommen noch einmal 500 Millionen Euro vom Bund dazu, um möglichst schnell alle Schüler mit Endgeräten für das digitale Lernen auszustatten. Zumindest die technische Ausstattung könnte damit verbessert werden. Der Unterricht wird damit aber nicht automatisch besser.

"Wir machen jetzt Erfahrungen, die es auszuwerten gilt"

"Als der Digitalpakt verhandelt worden ist, war nicht vorgesehen, dass auf einmal ein relevanter Teil der Schülerinnen und Schüler von zu Hause aus lernt. Das ist nicht Bestandteil gewesen, sondern es drehte sich immer um die Frage wie können wir das Lernen mit digitalen Medien eigentlich in Schule umsetzen? Und das heißt, wir machen jetzt Erfahrungen, die es natürlich auch auszuwerten gilt", sagt der niedersächsische Bildungsminister Grant Hendrik Tonne (SPD).

Grant Hendrik Tonne © NDR Foto: Screenshot
Um die Rahmenbedingungen für den Digitalunterricht zu verbessern, wolle Bildungsminister Tonne Finanzmittel aus dem Digitalpakt nutzen.

Was die Rückkehr an die Schulen betrifft bleibt der Minister vage. "Ich glaube, wir wünschen uns miteinander alle, dass mit dem neuen Schuljahr man dann Schule und Kita hat, wo man sagt: Ja, das ist das, was ich kenne, was ich mir vorstelle. Dann wird man schauen müssen, inwieweit das die aktuelle Infektionslage zulässt."

Für Eltern bleibt die Unsicherheit und Doppelbelastung also noch weiter bestehen. Die Sommerferien werden diesmal nicht nur die Schüler zum Durchatmen brauchen.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 09.06.2020 | 21:15 Uhr

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