Die Mär von der gerechten Abschiebung
Tereza legt den Kopf schief und schließt die Augen, wenn sie ihre Geige ans Kinn legt, um den Bewohnern ihrer Flüchtlingsunterkunft etwas vorzuspielen. Sie ist sechs Jahre alt, lacht viel und spricht gut englisch. Wenn sie groß ist, will sie professionelle Geigerin werden. Aber Tereza darf nicht bleiben. Tereza muss zurück.
In Albanien wird die Familie bedroht
Als der Abschiebebescheid am vergangenen Dienstag die Familie erreicht, ist Terezas Vater fassungslos. Er will den Behörden beweisen, dass er und seine Familie in der Heimat in Albanien um ihr Leben fürchten müssen. Dass Unbekannte sein Restaurant in Brand setzten, das Auto ansteckten, ihm und seiner Familie drohten. Er hat eine ganze Mappe voller Beweise dabei, die seine schwierige Situation in Albanien belegen sollen.
Die Ausländerbehörde hat die bedrohliche Situation seiner Familie zwar anerkannt, verweist jedoch darauf, dass sich Gerichte in Albanien um den Fall kümmern müssten. Nur wenn die Gewalt vom Staat ausgeht, bestehe ein Asylgrund.
Die Bundesregierung macht mit den Abschiebungen Ernst
Terezas Vater hat jetzt einen Anwalt eingeschaltet. Der geht per Eilantrag gegen die Abschiebung vor. Das verschafft der Familie zwar ein paar Tage Zeit, die Chancen, dauerhaft in Deutschland zu bleiben, sind jedoch verschwindend gering. Gerade einmal ein Prozent der Flüchtlinge aus Albanien bekommt Asyl. Außerdem hat die Bundesregierung schnellere Abschiebungen in sogenannte "sichere Herkunftsländer" zu einer der obersten Maßnahmen zur Bewältigung der Flüchtlingskrise auserkoren.
Seit dem vergangenen Samstag gelten zudem schärfere Gesetze. Denen zufolge wurde Albanien zu einem sicheren Herkunftsland erklärt. Ärztliche Attests schützen nun nicht mehr vor der Ausreise und Abschiebungen sollen nicht mehr angekündigt werden.
Tereza bleibt optimistisch
Tereza ist trotzdem weiter optimistisch, sie will unbedingt in Hamburg bleiben. Mittlerweile geht sie zweimal die Woche zum Geigenunterricht. Sie lernt Deutsch, damit sie sich mit ihren Mitschülern unterhalten kann. In einem Hamburger Musikwettbewerb hat sie bereits den ersten Platz gewonnen.