Bürgermeisterin verschandelt Dorfteich
In Söhren tobt ein heftiger Streit zwischen Anwohnern und der Bürgermeisterin. Es geht um den historischen Dorfteich. Die Bürgermeisterin hat den Teich ausbaggern und einzäunen lassen. Das wollen viele im Dorf so nicht hinnehmen. Sie wollen ihren alten Teich zurück.
Söhren ist ein kleines Dorf mit rund 80 Einwohnern. Es gehört zur Gemeinde Malente. Und so wirbt die Gemeinde auf ihrer Internetseite für Söhren: "Im Tal gelegen findet man ein gepflegtes und seltenes Rundangerdorf, das von einem plätschernden Bach durchzogen ist und an dessen Dorfteich man einen beschaulichen Augenblick genießen kann."
Teich als Mittelpunkt
Tatsächlich hat der Dorfteich in Söhren eine besondere Bedeutung. Alle Häuser sind auf den Teich als Mittelpunkt des Rundangerdorfes ausgerichtet. Das Biotop wurde in der Vergangenheit auch von ehrenamtlichen Helfern liebevoll gepflegt. Es war beliebter Ort zum Ausruhen für Feriengäste und Radtouristen. Doch nun lädt der Dorfteich nicht gerade zum Verweilen ein.
Ein wenig verzweifelt wirken die Anwohner, die sich an dem eingezäunten Wasserloch voller Algen zum Interview mit Panorama 3 versammelt haben. Sie sehen ihr historisches Dorfbild beschädigt. Geblieben sei ein "Schlammloch", beklagt Anwohner Tade Godbersen. Vor rund einem Jahr sei ein Bagger gekommen. Der habe den Schilfgürtel und die Wasserpflanzen zerstört. Für Tade Godbersen sei dadurch "etwas kulturhistorisches mit Füßen getreten" worden. Später sei dann noch der Zaun hinzu gekommen. Gefragt worden seien die Anwohner nicht.
Dorfbewohner wehren sich
In Söhren regt sich Widerstand gegen die Baumaßnahme. Anwohner fordern, dass der alte Zustand des Dorfteiches wieder hergestellt wird. Allen voran geht der ehemalige Dorfvorsteher Lorenz Kaacksteen. Der 76-jährige hat sein ganzes Leben in Söhren verbracht. Er hat viel dafür getan, dass der Ort schöner und damit attraktiver für Feriengäste wird, auch als ehrenamtlicher Helfer.
Befriedigende Antworten auf seine Fragen habe er bis heute nicht von der zuständigen Bürgermeisterin Tanja Rönck bekommen. Lorenz Kaacksteen meint, die Bürgermeisterin würde die Verantwortung für die Verschandelung des Dorfteiches auf andere schieben. Mit Panorama 3 will die Bürgermeisterin nicht darüber sprechen. Wir bekommen kein Interview.
Suche nach Verantwortlichen
Bürgermeisterin Rönck stuft den historischen Dorfteich als Löschteich ein. Der müsse eben auch entschlammt werden. Und um einen Löschteich gehöre ein Zaun. In einem Panorama 3 vorliegenden Schreiben an Lorenz Kaacksteen beruft sich die Bürgermeisterin auf die Kreisverwaltung. In dem Schreiben behauptet sie: "Ja es ist ein Löschteich (...) mit einer entsprechenden Widmung diesbezüglich beim Kreis Ostholstein." Später muss sie zurückrudern. Das beruhe auf einem Missverständnis zwischen einer Mitarbeiterin und dem Kreis Ostholstein. Das teilt sie auch Panorama 3 schriftlich mit. Tatsächlich weiß man beim Kreis Ostholstein nichts von so einer Widmung und wäre auch gar nicht dafür zuständig. "Ich weiß nicht, wie man in der Gemeinde darauf kommt", betont Fachbereichsleiter Nils Hollerbach.
Den Kreis interessiert aber ein anderer Aspekt an dem Teich. Der Dorfteich habe sich zum Biotop entwickelt und der "Eingriff in dieses Biotop hätte genehmigt werden müssen", gibt Nils Hollerbach zu bedenken. Die Maßnahme sei deshalb rechtswidrig. Auch für diesen Schritt hat die Bürgermeisterin eine Verantwortliche parat: Sie teilt uns mit, die ausführende Firma habe nicht die erforderlichen Genehmigungen eingeholt.
Zurzeit ruhen alle Arbeiten am Dorfteich. Im September wird sich der Hauptausschuss der Gemeinde Malente mit den Vorkommnissen in Söhren beschäftigen. Die Söhrener fordern weiterhin die Wiederherstellung des alten Zustandes.