Sendedatum: 25.06.2015 21:45 Uhr

Wilder Wolfgang: Bosbach und der Rücktritt

von Ben Bolz & Johannes Jolmes

Er ist zurzeit gern gefragt in Talkshows, wenn es um die Griechenland-Frage geht: Wolfgang Bosbach von der CDU. Jahrzehntelang stand er loyal an der Seite seiner Fraktion, nur beim Thema Griechenland gibt er immer wieder den Rebell.

VIDEO: Wilder Wolfgang: Bosbach und die Griechenlandrettung (4 Min)

Mehrmals stimmte er bereits gegen Milliarden-Kredite für Griechenland. Und zuletzt verband er in der Talk-Show Günther Jauch diese Nein-Stimme auch mit einem angedrohten Rücktritt. Er wolle nicht immer "die Kuh sein, die quer im Stall steht" - so etwas, sagt er gerne.

Immer wieder Rücktritt?

Doch neu ist dieses Kokettieren mit dem Rücktritt nicht, vielmehr ist es ein Dauerbrenner. Schon 2011 sinnierte Bosbach in der ZDF heute-show und in diversen Zeitungsinterviews darüber, ob er erneut antreten wolle. 2012 wiederholte er diese Ankündigung. Natürlich trat Bosbach dann doch wieder an. Aber Wolfgang Bosbach bleibt seitdem der einsame CDU-Rebell, der sich gegen die Linie der Kanzlerin stellt und sich dafür sogar aus der Politik verabschieden würde. So einen Politiker liebt das Volk. 

Das Ohr nah am Stammtisch

Wolfgang Bosbach von der CDU,  Vorsitzender des Bundestags Innenausschusses, begrüßt einen Mann im Auto. © Screenshot
Wolfgang Bosbach gibt sich gerne als Stimme des Volkes - und sucht den Kontakt zu den Wählern.

Und so startete Bosbach eine erstaunliche Medienkarriere als Allzweckwaffe für Themen wie Islamismus, Flüchtlinge und natürlich Griechenlandhilfen. Das Ohr immer nah am Stammtisch, die Komplexität der Welt immer in einfachen Beispielen erklärt. Kein Politiker denkt soviel über das Aussteigen aus der Politik nach wie er.

Panorama über einen Politiker, der gerne und oft mit dem Rücktritt kokettiert.

 

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Teure Rücktritte - Wie ertappte Politiker abkassieren

Es ist eine merkwürdige Verkehrung der Verantwortung, wenn die beim Rechtsbruch ertappten und darüber gestürzten Politiker nun versuchen, die Schuld für die von ihnen verursachten Skandale den Medien zuzuschieben. Eine gewisse Tradition hat das ja. Zum Beispiel hat Oskar Lafontaine schon vor acht Jahren von "Schweinejournalismus" gesprochen und sogar den Vergleich mit der Nazipresse eines Joseph Goebbels nicht gescheut, als die Medien - auch Panorama - Unliebsames über ihn berichteten oder auch nur berichten wollten. Schnelle, freiwillige Rücktritte mit klaren Bekenntnissen wären ein Zeichen für die Lebens- und Funktionstüchtigkeit unseres Parlamentarismus - aber sie sind die Ausnahme. Und das stimmt nicht nur mit Blick auf Hessens Ministerpräsidenten Koch. mehr

Wilder Wolfgang: Bosbach und der Rücktritt

Der Panorama-Beitrag vom 25. Juni 2015 als PDF-Dokument zum Download. Download (145 KB)

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 25.06.2015 | 21:45 Uhr

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