Ausländerlotterie Arbeitsmarkt: mal anwerben, mal abschieben
"Welcome to Germany!", "Make it in Germany!" - so weltoffen präsentiert sich Deutschland in Initiativen der Bundesregierung zurzeit bei dem Versuch, ausländische Fachkräfte ins Land zu locken. Das war nicht immer so. "Einen Bewusstseinswandel" gar hat Arbeitsministerin Ursula von der Leyen ausgemacht.
Die "Das-Boot-ist-voll-Mentalität" sei der Einsicht gewichen, dass man Fachkräfte aus dem Ausland brauche. Warum? Deutschland gehen die Fachkräfte aus. Offene Stellen gebe es viele: Schon jetzt eine Million, warnt die Arbeitsministerin. Das seien schließlich offene Aufträge, die nicht bearbeitet, und Steuern, die nicht bezahlt würden.
Viele wollen arbeiten - und dürfen nicht
Deutschland braucht also Fachkräfte, die sich nicht mehr alle unter seinen eigenen Staatsbürgern finden lassen. Das gewünschte Profil: jung und motiviert. Dabei liegen die Potentiale von vielen tausend Menschen in Deutschland brach, die genau das sind: jung, motiviert und qualifiziert. Sie wollen hier Steuern zahlen. Doch man lässt sie nicht. Schließlich sind sie hier nur geduldet und keine Staatsbürger.
So wie Edik Sarkissian: Während die Bundesregierung gerade erst beschlossen hat, mit millionenschweren Programmen arbeitslose Jugendliche aus Spanien, Portugal und Griechenland nach Deutschland zu locken und mit Sprachkursen und bezahlten Praktika zu fördern, wurde ihm mal wieder eine Arbeitserlaubnis verweigert. Edik, 22 Jahre alt, lebt seit 13 Jahren geduldet in Deutschland. Seine Mutter ist Armenierin aus Aserbeidschan, er kam auf der Flucht über Russland nach Deutschland zur Welt.
Jederzeit kann er in ein Land abgeschoben werden, in dem er nie gelebt hat. Er hat einen deutschen Schulabschluss, fühlt sich in Hamburg zu Hause, hat sogar einen Arbeitgeber gefunden, der ihn trotz seines unsicheren Status' sofort engagieren würde. Doch er darf nicht arbeiten. Die Gesetze in Deutschland verhindern das.
Bundesregierung lässt Förderprogramm auslaufen
So wie Edik ergeht es vielen: 30.000 Kinder und Jugendliche leben nur geduldet in Deutschland. Viele von ihnen haben Talente und Fähigkeiten, von denen Arbeitgeber in Zeiten des Fachkräftemangels nur träumen können. Doch diese Potentiale werden nicht genutzt. Die Bundesregierung plant keine Änderungen an dieser Politik. Im Gegenteil, gerade erst ließ sie ein Programm auslaufen, das versuchte, Flüchtlinge in Arbeit zu bringen, statt abzuschieben.
Wissenschaftler kritisieren Ministerium
Selbst Wissenschaftler, die das Programm für das Arbeitsministerium von Ursula von der Leyen überprüft haben, kritisieren das Ende des Programmes. Thomas Mirbach von der Lawetz Stiftung sagt: "Das Ende des Programms ist unverständlich. Das Programm war erfolgreich, und das Problem um das es geht, Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt besteht weiterhin."
Deutschland verschenke dadurch das Potential arbeitsfähiger Menschen in Deutschland. Das Arbeitsministerium ignoriert die Mahnungen des eigenen Wissenschaftlers, teilt mit: "Das Auslaufen eines spezifischen Programms bedeutet eben nicht das Ende der Förderung, sondern nur eine Variation. Dies in Gegensatz zu bringen zur für Deutschland notwendigen qualifizierten Zuwanderung, geht an der Sache merklich vorbei."