Walsrode: Eine Kleinstadt profitiert von den Hells Angels
Waffenhandel, Drogenschmuggel, Prostitution: Es gibt nur wenige Verbrechen, mit denen die Hells Angels nicht in Verbindung gebracht werden. Die 1948 in Kalifornien gegründete Motorradgang hat inzwischen Mitglieder auf der ganzen Welt - auch im niedersächsischen Walsrode. Doch in dem kleinen, beschaulichen Heide-Städtchen schien sich lange Zeit niemand an den Männern mit den Lederwesten zu stören. Warum auch: Wolfgang Heer, Betreiber des örtlichen Bordells, einer Bowlingbahn sowie eines Sportzentrums und Mitglied der Hells Angels ist nicht nur Arbeitgeber, sondern auch Wohltäter: Der örtliche Weihnachtsmarkt, der Fußballverein, das Rote Kreuz – alle haben von seinen Spenden profitiert. Woher das Geld stammt: Nebensache.
Wer wie Grünen-Ratsmitglied Detlev Gieseke öffentlich Kritik an den Hells Angels übt, muss mit Gegenwind rechnen – vor allem aus dem bürgerlichen Lager. Das Landeskriminalamt beobachtet die bürgerliche Maskerade der Hells Angels jedenfalls mit Sorge: "Da muss man ganz genau hinschauen." Und der Betroffene selbst? Ist sich keiner Schuld bewusst: "Ich werde mich doch jetzt nicht mit 65 Jahren mehr umbiegen lassen in meinem sozialen Verhalten: In der einen Sache bin ich Hells Angel und in der anderen Sache bin ich Mensch - das ist doch meine Sache."
Unterdessen versucht Walsrodes Bürgermeisterin Silke Lorenz auf ihre Weise dem Problem Heer Herr zu werden: Sie bittet alle Beteiligten, auf Geschäfte mit den Rockern zu verzichten.