Kindesentführung: Wie eine Mutter mit den Behörden kämpft
Daniela Lipkowsky hat sich strafbar gemacht, weil sie ihr Kind aus Australien entführt hat - sagt das Amtsgericht Karlsruhe. Daniela Lipkowsky ist unschuldig, weil ihre sechsjährige Tochter India in Deutschland geboren ist und hier die längste Zeit ihres jungen Lebens verbracht hat - sagt Daniela Lipkowsky. Egal, befindet die Bundesamt für Justiz.
Elf Monate lang war Daniela Lipkowsky mit India beim Vater des Kindes in Australien – kein freiwilliger Aufenthalt. Der Ex-Partner, der 38-jährigen hatte die Pässe von Mutter und Kind entwendet und somit die Rückreise so lange verzögert, bis er das Umgangsrecht für seine Tochter vor dem australischen Gericht erstritten hatte. Doch all das zählt für die deutschen Richter offenbar nicht.
Hintergrund ist eine völkerrechtliche Vereinbarung, das sog. Haager Übereinkommen zu internationalen Kindesentführungen (HKÜ). Das sieht bei Verschleppung eines Kindes die unverzügliche Rückführung in das Land vor, in dem das Kind seinen Lebensmittelpunkt hatte - im Fall der sechsjährigen India wäre dies nach Auffassung der Justiz Australien. Die Mutter bekam sogar vom OLG Karlsruhe einen Haftbefehl zugestellt, indem dem ihr mit Beugehaft gedroht wird, falls sie das Kind nicht zurück nach Australien schicke. Aber auch in Australien droht Daniela Lipkowsky die sofortige Festnahme, wenn sie sich doch entscheiden sollte die ihre Tochter zu begleiten.
Die junge Mutter ist verzweifelt: "Nun soll India von einem Gerichtsvollzieher abgeholt und nach Australien geschickt werden. Meine Tochter ist doch kein Möbelstück. Das ist völlig absurd". India hat bislang niemand gefragt. Dabei weiß das Mädchen ganz genau, wo es leben möchte: "In Konstanz ist es toll, hier sind meine Freunde und ohne meine Mama gehe ich nirgends hin". Panorama über den zermürbenden Kampf um ein Kind.