Billiger Atomstrom: Keine Haftung für die Folgen
Deutsche Atomkraftwerke bergen ein doppeltes Risiko: Zum einen kann niemand ausschließend, dass es nicht auch hier zu Störfällen mit gravierenden Folgen für Umwelt und Menschen kommen kann - und zum anderen sind die Kraftwerksbetreiber nicht ausreichend gegen diese Folgen versichert. Die Folge: Sollte es in Deutschland zu einem Unfall in einem Atomkraftwerk kommen, würden für die Schäden nicht die Betreiber zahlen, sondern vermutlich der Steuerzahler - und viele Geschädigte gingen leer aus. Zwar halten die großen Energieversorger für den Fall eines Reaktorunglücks 2,5 Mrd. Euro bereit, jedoch steigen die Kosten im Ernstfall leicht auf das Hundertfache - wie das Beispiel Japan zeigt.
Tepco - immerhin das viertgrößte Energieunternehmen der Welt - musste bereits Notkredite beantragen, nur um Schäden an den eigenen Reaktoren in Fukushima zu bezahlen. Mittlerweile droht dem Konzern die Verstaatlichung, der Aktienhandel wurde bereits ausgesetzt. Für weitere Schäden, wie die medizinische Behandlung von Strahlenopfern, Umsiedlungen und die Vernichtung von landwirtschaftlichen Flächen kommt der japanische Steuerzahler auf. Die deutschen Kraftwerksbetreiber verweisen hingegen auf die eindeutige Gesetzeslage: Danach haften sie mit ihrem gesamten Firmenvermögen, aber eben nicht darüber hinaus.
Viele Experten fordern dennoch eine höhere Absicherung für Atomkraftwerke - am besten per Gesetz. Das hätte jedoch einen entscheidenden Nachteil: Die Versicherungsprämien wären so hoch, dass Atomstrom kaum noch bezahlbar wäre. Dessen Preis spiegelt im Moment nicht annähernd die Risiken, die mit seiner Produktion verbunden sind - er müsste viel höher sein. Offenbar kommt der "billige" Atomstrom nur durch diesen Haftungstrick zustande. Berücksichtigt man die Kosten solcher Versicherungsprämien, wäre selbst der teuerste Ökostrom in Deutschland noch billiger. Panorama über das Märchen vom billigen Atomstrom.