11. September: Fatale Fehler der deutschen Politik
Unter dem Eindruck der mörderischen Flugzeugattacken auf Washington und New York ordnete Berlin seine Außenpolitik in den vergangenen zehn Jahren dem Gebot unter, die islamistische Bedrohung zu bekämpfen. Die Bundesregierung schickte Soldaten nach Afghanistan, um "Deutschlands Sicherheit am Hindukusch zu verteidigen", und schmiedete weitreichende Bündnisse mit diktatorischen Machthabern in arabischen Staaten, damit diese zum Schutze Deutschlands und des Westens den Al-Kaida-Extremisten in ihren Ländern das Handwerk legen.
10 Jahre später stehen wir vor einer bemerkenswerten Bilanz außenpolitischen Versagens: In Afghanistan versinkt die Bundeswehr im Krieg - statt wie geplant Demokratisierung und Wiederaufbau abzusichern. In der arabischen Welt wurden Deutschlands "verlässliche Partner im Kampf gegen den Terror", Mubarak und Bin Ali, gestürzt - nicht von islamistischen Extremisten, sondern vom Volk.
Der "Kampf gegen den Terror" hat die deutschen Entscheidungsträger blind gemacht für die Realitäten in der arabisch-islamischen Welt: Willkür, Korruption, Folter - begangen von "unseren" Freunden. "Wir haben die Bedeutung von Al-Kaida wohl etwas überschätzt", bekennt heute Guido Steinberg, von 2001 bis 2005 Terrorismusreferent im Bundeskanzleramt.
Wer allerdings glaubt, diese Bilanz führe zu einem Umdenken in Berlin, irrt. Auch im Arabischen Frühling, in dem seit Monaten breite Bevölkerungsschichten in den Ländern des Orients für "unsere" Werte von Freiheit und Demokratie aufstehen, hält die Bundesregierung weiter zu den Diktatoren. Berlin stimmt dem Verkauf von 200 Leopard-Kampfpanzern an Saudi-Arabien zu. Dem Land, aus dem 15 der 19 Attentäter des 11. September stammten und das heute mit Diplomatie, Geld und Gewalt versucht, die Demokratiebewegung in der arabischen Welt zu stoppen.
"Die deutsche Außenpolitik ist lernunfähig", urteilt deshalb der Buchautor und Kenner der arabischen Welt Stefan Weidner. Panorama über die Irrwege der deutschen Außenpolitik.