Kostenexplosion: Wenn der Staat baut
Die Hamburger "Elbphilharmonie", der Leipziger "City-Tunnel", die Bremer "Havenwelten" - teure Bauprojekte des Staates, die während des Baus immer teurer werden. Auch "Stuttgart 21" ist solch ein Mammutunternehmen. 400 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren im Februar geladen, um den Baustart zu feiern. In der ersten Reihe: der damals noch amtierende CDU-Ministerpräsident Günther Oettinger, der das "Jahrhundertprojekt" immer unterstützt hatte.
Der oberirdische Stuttgarter Hauptbahnhof soll in eine Durchgangsstation unter der Erde verwandelt werden. Doch noch bevor der erste Quadratmeter Asphalt aufgerissen wurde, stellten sich die Planungen für diese Großbaustelle als unterirdisch heraus. Ursprünglich waren für diesen Umbau 2,6 Milliarden Euro angesetzt. Bis zum Baustart kletterten die Kosten auf 4,1 Milliarden Euro. Günther Oettinger jedoch zeigte sich zuversichtlich, dass die Rechnung "gründlich geprüft" sei.
Das Projekt "Stuttgart 21" reiht sich schon jetzt ein in eine lange Reihe öffentlicher Großbauprojekte, die allesamt sehr viel teurer werden als ursprünglich kalkuliert. Die Meldungen über immer neue Mehrkosten ähneln sich auf unheimliche Weise. Die Bauherren sind um Erklärungen selten verlegen: steigende Materialpreise, unvorhergesehene Statikprobleme und Schlechtwetterverzögerungen werden gebetsmühlenartig angeführt. Auch ein gieriger Baukonzern taugt mitunter hervorragend, um den schwarzen Peter zu übernehmen.
Nach Recherchen von Panorama haben diese Kostenexplosionen bei öffentlichen Bauten offenbar System. Kenner der Branche bestätigen, dass Politiker aus Bund, Länder und Kommunen bestrebt sind, niedrig zu kalkulieren, um die Zustimmung ihrer Parlamente für Prestigeprojekte überhaupt erst zu bekommen. Aber ist einmal genug Geld in der Baustelle versickert, macht es auch nichts mehr, noch zwei oder drei Schippen draufzulegen. Es ist ja nur Steuergeld. Panorama über politische Preise auf öffentlichen Baustellen.