Discounter Kik: Jagd auf arme Mitarbeiter
Wer hohe Schulden hat, dem geht es schlecht genug. Wenn deshalb dann noch der eigene Job in Gefahr ist, wird es für die Betroffenen fatal. Doch genau davon berichten ehemalige Mitarbeiter des Textil-Discounters KiK.
Besonders unangenehm waren die Kündigungsgespräche, erzählt der ehemalige KiK-Bezirksleiter Guido Hagelstede. Da musste er sich manchmal Gründe ausdenken, warum er sich von Mitarbeitern trennen wollte. Den wirklichen Grund durfte er ihnen nicht nennen: die private Verschuldung der Angestellten, über die Kik sich per Anfrage bei Creditreform informiert hatte.
Die Firma KiK hatte bisher abgestritten, bei Creditreform anzufragen, um Mitarbeiter mit schlechter Bonität zu identifizieren und sich von ihnen zu trennen. Bereits 2009 scheiterte daher ein Ermittlungsverfahren der Dortmunder Staatsanwaltschaft gegen KiK wegen dieser Sache. Daraufhin musste KiK zwar einräumen, Angestellte systematisch ausspioniert zu haben. Man habe jedoch nicht die Absicht gehabt, den Mitarbeitern damit zu schaden, erklärte das Unternehmen. Obwohl die Firma in mehr als 49.000 Fällen die Verschuldung von Mitarbeitern bei einer Auskunftei abgefragt hatte, konnte die Staatsanwaltschaft KiK damals keine strafbaren Handlungen nachweisen. Die Ermittlungen wurden eingestellt.
Panorama ist es nun gelungen, mit ehemaligen KiK-Bezirksleitern zu sprechen, die das System der Bonitätsabfragen und die darauf folgende Trennung von den Mitarbeitern bestätigen. Die Firma KiK teilte auf Panorama-Anfrage mit: "Das von Ihnen angeführte Verfahren wird bei KiK nicht mehr praktiziert". Auch arbeite man seit 2009 mit keiner Wirtschaftsauskunftei mehr zusammen.
Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob sie ihre Ermittlungen aufgrund dieser neuen Belege wieder aufnimmt. Denn die Aussagen der ehemaligen Bezirksleiter gegenüber Panorama bestätigen, was in dem eingestellten Verfahren von 2009 nicht zu beweisen war: Dass die Abfragen der Firma Kik offenbar das Ziel hatten, verschuldete Mitarbeiter loszuwerden.