Wie Viertklässlern die Zukunft verbaut wird
Sie sind gerade mal zehn Jahre alt und trotzdem ist ihr Lebensweg schon vorgegeben. In fast allen Bundesländern haben die Schüler der 4. Klassen in diesen Wochen die Empfehlungen für die weiterführenden Schulen erhalten. Und gerade diese Schulempfehlungen erweisen sich später häufig als falsch. Mehrere Studien haben ergeben: eine Prognose in diesem Alter ist zu früh, vielen "Spätstartern" wird die Chance genommen.
Ein weiterer Vorwurf: Kinder aus sozial schwächeren Familien werden benachteiligt. Denn viele Grundschullehrer lassen bei Notenvergabe und Empfehlungsschreiben - bewusst oder unbewusst - den sozialen Hintergrund der Kinder mit einfließen: Akademikersprösslinge aufs Gymnasium, sozial Schwache auf die Hauptschule. Ein späterer Wechsel auf die Realschule oder gar das Gymnasium ist in der Realität fast ausgeschlossen, von Chancengleichheit keine Spur. Genau das wird in einem UNO-Bericht zur Schule in Deutschland kritisiert, der in der kommenden Woche veröffentlicht wird und Panorama vorab vorliegt.
Warum der Lebensweg von Kindern häufig so früh betoniert wird und Bildung in Deutschland so ungerecht ist, können ausländische Beobachter schwer verstehen und inländische Politiker schwer erklären.