Stand: 31.01.2007 10:00 Uhr

Fall Masri: Haftbefehl gegen mutmaßliche CIA-Agenten

Die im Entführungsfall Masri ermittelnde Staatsanwaltschaft München I hat gegen 13 tatverdächtige Entführer einen Haftbefehl erwirkt. Oberstaatsanwalt August Stern gegenüber dem NDR: "Auf unseren Antrag hat das Amtsgericht München gegen 13 mutmaßliche Entführer des Khaled El Masri wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung und der gefährlichen Körperverletzung einen Haftbefehl erlassen."

Bei den 13 nun per Haftbefehl Gesuchten handelt es sich nach Recherchen des

NDR Politmagazins "Panorama" um Mitarbeiter der CIA. Die meisten von ihnen

wohnen im US-Bundesstaat North Carolina. Drei von ihnen hatte "Panorama"

schon im September 2006 mit den Vorwürfen konfrontiert, die Verdächtigen

hatten aber jede Stellungnahme verweigert.

Der Haftbefehl der Münchner Ermittler führt die Tarnnamen und weitere

Personalangaben der 13 Verdächtigen auf. Darüberhinaus sind den Ermittlern

nach "Panorama"-Recherchen jedoch auch mehrere Klarnamen bekannt. Dennoch

wird sich eine Festnahme der Verdächtigen schwierig gestalten. Der deutsche

Haftbefehl hat in den Vereinigten Staaten keine Gültigkeit, und die

amerikanische Justiz hat es es bislang abgelehnt, den deutschen Ermittlern

zu helfen. Allerdings: Sobald die Verdächtigen nach Europa einreisen,

können sie ab sofort festgenommen werden.

Auf die konkrete Spur der mutmaßlichen Entführer kam die Münchener Staatsanwaltschaft über Ermittlungen der spanischen Polizei. Mehrere Entführungsoperationen der CIA starteten vom Flughafen Palma de Mallorca, so auch die des Deutschen Khaled El Masri. Nach einem Bericht der Guardia

Civil wurde Khaled El Masri von einer 13-köpfigen Agentengruppe mit einer

Boeing 737 entführt. Die Maschine mit der Nummer N313P verließ Mallorca am

23. Januar 2004 und nahm Khaled El Masri dann in Mazedonien auf. Die Entführer brachten ihn in ein Gefängnis in Afghanistan. Die spanische

Polizei hat die Namen aller Flugzeuginsassen ermitteln können, verfügt

teilweise über Kopien ihrer Pässe. Es handelt sich allerdings in fast allen

Fällen um Tarnidentitäten.

Dennoch ist es anhand dieser Daten und anderer Spuren möglich, die

wirklichen Adressen und Namen der Täter zu ermitteln. "Panorama" gelang das

in drei Fällen. Dabei handelte es sich um Piloten, die unter den Decknamen

Eric Fain, James Fairing und Kirk James Bird nach Spanien gereist waren.

Die CIA war bei der Tarnung der Männer verhältnismäßig einfach vorgegangen.

Alle drei Verdächtigen leben in North Carolina. Dort arbeiten sie offenbar für die Firma Aero Contractors, in einem Fall ist das Arbeitsverhältnis erwiesen. Die Firma Aero Contractors ist offenbar die faktische Nachfolgefirma von Air America, die bis in die 70er-Jahre als geheime Airline der CIA operierte.

31. Januar 2007

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 21.09.2006 | 21:45 Uhr

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