Stand: 27.01.2005 11:56 Uhr

Presseerklärung: Festnahme von Islamisten war erster Erfolg für Lauschangriff - Fahnder hatten "Wanzen" installiert

Die spektakulären Festnahmen von zwei mutmaßlichen Al-Kaida-Mitgliedern in Mainz und Bonn sind der erste nachweisliche Erfolg für den jahrelang umstrittenen "großen Lauschangriff" im Kampf gegen islamistische Terroristen.

Nach Recherchen des NDR Fernsehmagazins "Panorama" hatten die Fahnder in der Wohnung eines der verdächtigten Terroristen "Wanzen" installiert. Monatelang konnten sie so die Gespräche mithören und wesentliche Erkenntnisse sammeln. Dem festgenommenen Iraker und seinem palästinensischen Komplizen wird zur Last gelegt, sie hätten ein Selbstmordattentat geplant.

Gespräche per Telefon, die ebenfalls abgehört wurden, hatte der Hauptverdächtige Ibrahim K. nur verschlüsselt geführt. Ein Thema war zum Beispiel "die Lieferung von Büchern". Klartext redete er hingegen in seiner "verwanzten" Wohnung: Hier erklärte der 29-jährige Ibrahim K. ganz unverblümt, dass unter "Büchern" hochangereichertes Uran zu verstehen sei.

Durch diese Wohnraumüberwachung konnten die Fahnder auch brisante Informationen über die Kontakte von Ibrahim K. zur Führungsspitze der Al-Kaida in Afghanistan gewinnen. Dort hatte er, so "Panorama"-Recherchen, nicht nur Osama bin Laden und Ramzi Binalshib getroffen, sondern auch den letzten noch flüchtigen Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001, Said Bahadji.

Ibrahim K. hatte gegenüber Komplizen in seiner Wohnung berichtet, er habe den Attentäter Bahaji nach den Anschlägen von New York in einem Lager von Al-Kaida-Chef Bin Laden in Afghanistan getroffen. Dabei habe Bahaji über schwere Erfrierungen an seinen Füßen geklagt. Diese Berichte von Ibrahim K. schätzen die Fahnder als absolut glaubwürdig ein, da Bahaji auch in einer E-Mail an seine Hamburger Frau über eine ähnliche Erkrankung berichtet hatte.

Die Bundesanwaltschaft wollte die "Panorama"-Recherchen auf Nachfrage weder bestätigen noch dementieren.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter unterstreicht nach diesem jüngsten Fahndungserfolg die Bedeutung des "großen Lauschangriffs" als Waffe gegen den islamistischen Terrorismus. "Da es sich herumgesprochen hat, dass Telefongespräche relativ leicht abgehört werden können, reden die Verdächtigen nur noch selten offen am Telefon", erklärt Klaus Jansen, der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BdK). Nur durch eine erleichterte Wohnraumüberwachung ließen sich entscheidende Hinweise im Kampf gegen den Terror gewinnen.

27. Januar 2005

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 27.01.2005 | 21:45 Uhr

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