WikiLeaks-Informant: erste Tonaufnahme erhellt Bradley Mannings Motive
Er soll die Quelle der großen WikiLeaks-Enthüllungen aus amerikanischen Militär- und Diplomatenakten sein: Bradley Manning. Dem Gefreiten der US-Armee wird vorgeworfen, mehr als 700.000 größtenteils geheime Dokumente an die Internet-Plattform weitergegeben zu haben. Panorama hatte bereits mehrfach über den Fall berichtet. Knapp drei Jahre nach seiner Verhaftung ist nun erstmals die Stimme des 25-Jährigen zu hören. Die Aufzeichnung stammt von einer Anhörung Mannings am 28. Februar in Fort Meade im US-Bundesstaat Maryland. Bisher gab es davon lediglich handschriftliche Notizen von Journalisten sowie die offiziellen Darstellungen der US Army. In der klammheimlich mitgeschnittenen Aufnahme erläutert Manning mehr als eine Stunde lang zielsicher seine Motive.
"Die wichtigsten Dokumente unserer Zeit"
Er habe mithilfe der Öffentlichkeit "eine breit angelegte Debatte über das Militär und die US-Außenpolitik im Allgemeinen" initiieren wollen. Manning sagte, er habe die Dokumente für "die wichtigsten unserer Zeit" gehalten - und tue dies immer noch. Bisher hatte die Army den Eindruck zu erwecken versucht, Manning sei ein verwirrter, schwacher Charakter, der sein Land aus niederen Beweggründen verraten und das Leben seiner Kameraden gefährdet habe.
Den Eindruck machen seine sehr selbstbewussten Ausführungen nicht. Manning hat sich in zehn weniger schweren Anklagepunkten für schuldig bekannt, die ihm zusammen allerdings trotzdem bis zu 20 Jahren Gefängnis einbringen können. Im Hauptanklagepunkt - "Hilfe für den Feind" - bekennt er sich jedoch nicht schuldig. Manning sagte, er habe ein "reines Gewissen" und glaube nicht, dass die von ihm weitergegebenen Informationen das Leben von US-Soldaten gefährdet hätten.
"Wie Ameisen unter einem Vergrößerungsglas"
Unter anderem soll Manning ein erschütterndes Video aus der Bordkamera eines US-Kampfhubschraubers weitergegeben haben, auf dem zu sehen ist, wie die Hubschrauber-Piloten aus sicherer Distanz eine Gruppe Iraker minutenlang regelrecht niedermetzeln.
Manning sagte, die Piloten hätten gegenüber ihren Opfern eine unmenschliche Einstellung an den Tag gelegt - und verglich deren Verhalten mit Kindern, die Ameisen mit einem Vergrößerungsglas quälen. Zumindest einige der Getöteten waren - wie sich später herausstellte - keine bewaffneten Kämpfer, sondern Zivilisten: Unter den Opfern waren Journalisten und auch Kinder.