Voreiliger Jubel: Die Tricks mit der Arbeitslosenstatistik
Stand: 29.10.2010 14:01
Bundesregierung und Boulevardmedien jubeln über die jüngsten Arbeitsmarktzahlen. Unter drei Millionen ist die offizielle Zahl der Arbeitslosen im vergangenen Monat gesunken, der angeblich niedrigste Wert seit 1992. Doch über eine weitere Millionen Erwerbsfähige, die einen Job suchen, tauchen in der Statistik gar nicht auf.
Schon seit Jahren berichtet Panorama immer wieder über die Mittel und Wege der Politik, die Arbeitslosenzahl künstlich kleinzurechnen. So tauchen rund 185.000 Menschen allein deswegen nicht in der Statistik nicht auf, weil sie von privaten Vermittlern betreut werden oder in anderen so genannten "Aktivierungsmaßnahmen" stecken. Über diesen Rechentrick hatte Panorama zum ersten Mal bereits im Juni 2009 berichtet. Auch ältere Arbeitssuchende verschwinden einfach aus dem Zahlenwerk, wenn ihnen ein Jahr lang kein Beschäftigungsangebot gemacht werden konnte. Laut Bundesagentur für Arbeit liegt die Zahl derjenigen, die an einer "arbeitsmarktpolitischen Maßnahme" teilnehmen oder aus Altersgründen nicht gezählt werden, noch einmal bei rund 270.000 Menschen. Auch so genannte "1-Euro-Jobber" werden von der Agentur nicht als arbeitslos gezählt.
Experten schätzen die Zahl der tatsächlich Arbeitssuchenden in Deutschland daher seit Jahren weitaus höher ein, als die offiziellen Zahlen angeben. So ging zum Beispiel der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung für 2009 von einer verdeckten Arbeitslosigkeit von 1,56 Millionen Menschen aus.