Stand: 21.10.2015 17:58 Uhr

Tod nach Stammzellentherapie: Ärztin vor Gericht

Ihre letzte Hoffnung starb in Düsseldorf: Im August 2010 kamen die Spirleas aus Pisa mit ihrem Sohn Riccardo ins Rheinland. Das zweieinhalbjährige Kind hatte seit der Geburt eine schwere Hirnschädigung, die klassische Medizin konnte nicht mehr weiterhelfen. Die Spirleas waren im Internet auf eine Stammzelltherapie für 18.500 Euro aufmerksam geworden, die die Chance auf Verbesserung versprach. Doch der kleine Riccardo starb an nach der Injektion der Stammzellen auftretenden Hirnblutungen. Nun steht die damals behandelnde Ärztin in Düsseldorf vor Gericht. Panorama hatte 2011 über den Fall berichtet:

Anklage wegen verschiedender Delikte

Die Staatsanwaltschaft wirft der Angeklagten fahrlässige Tötung, fahrlässige Körperverletzung sowie Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz vor. Demnach soll die von der Ärztin angewendete Stammzellen-Behandlung mit erheblichen Risiken verbunden gewesen sein. Außerdem habe die Angeklagte gewusst, dass ein Nutzen der Therapie nach dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse höchst zweifelhaft sei. Dennoch habe sie in der Folgezeit die risikoreiche Stammzellentransplantation an zahlreichen Patienten durchgeführt.

Angeklagte verteidigt ihre Methoden

Die 59-jährige Angeklagte hat zu Prozessbeginn die von ihr angewandte Stammzellentherapie verteidigt. Sie habe damit "unglaubliche Erfolge" erzielt. Außerdem sei bei der Behandlung klar gewesen, dass es sich nur um einen Heilversuch handelte, also eine experimentelle, noch nicht anerkannte Methode. Die Eltern seinen darüber umfassend aufgeklärt worden, auch über das Todesrisiko von 0,5 Prozent. Ein Urteil wird Mitte November erwartet.

 

Weitere Informationen
Übertragung einer Körperzelle in eine entkernte Eizelle, Praxis zur Herstellung von Stammzellen zum therapeutischen Klonen von Gewebe © picture-alliance/dpa Foto: epa

Stammzelltherapie: dubiose Geschäfte mit Schwerkranken

In den meisten Ländern Westeuropas ist das kommerzielle Anbieten von Stammzelltherapien untersagt. Panorama über ein zweifelhaftes Geschäft mit der Hoffnung. mehr

Cornelius Kleinbloesem, Geschäftsführer von XCell. © NDR
22 Min

"Wir klären sehr genau auf"

Wie kann man Erfolgschancen in Prozent beziffern, ohne dass die Wirkung der Stammzellentherapie belegt ist? Ein Interview mit Cornelis Kleinbloesem, dem Geschäftsführer von XCell. 22 Min

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 03.03.2011 | 21:45 Uhr

Panorama 60 Jahre: Ein Mann steht hinter einer Kamera, dazu der Schriftzug "Panorama" © NDR/ARD Foto: Screenshot

Das Panorama-Archiv

Alle Panorama-Beiträge seit 1961: Stöbern im Archiv nach Jahreszahlen oder mit der Suchfunktion. mehr

Kalender © Fotolia.com Foto: Barmaliejus

Panorama-Geschichte

Als erstes politisches Fernsehmagazin ging Panorama am 4. Juni 1961 auf Sendung. Die Geschichte von Panorama ist auch eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. mehr