Schulreform: Gegner gewinnen Volksentscheid
Hamburgs schwarz-grüne Koalition hat den Volksentscheid zur Schulreform verloren. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes bekamen die Gegner des Projekts mehr als 276.000 Stimmen. Somit werden keine sechsjährigen Primarschulen anstatt der vierjährigen Grundschulen eingeführt. Für die Einführung der Primarschule stimmten dem vorläufigen Endergebnis zufolge nur 218.065 Bürger. Die Wahlbeteiligung beim ersten verbindlichen Volksentscheid lag bei nur 39 Prozent. Bereits vor dem Bekanntwerden des Ergebnisses erklärte Hamburgs Bürgermeisters Ole von Beust seinen Rücktritt.
Sowohl in Hamburg als auch bundesweit wehren sich nach Panorama-Recherchen besonders Eltern aus dem bürgerlichen Lager gegen die Ablösung des bestehenden dreigliedrigen Schulsystems, weil sie ihre Kinder aufs Gymnasium schicken wollen. Die Reformgegner der Initiative "Wir wollen lernen" hatten durch ein erfolgreiches Volksbegehren dafür gesorgt, dass der Volksentscheid über die Umsetzung der Reform durchgeführt wurde.
Bereits im Februar hatte Panorama über die Reformgegner berichtet und festgestellt, dass manchen von ihnen Elitenförderung offenbar wichtiger ist als ein breites Bildungsangebot für alle Kinder. Eine Reformgegenerin ging damals sogar soweit zu behaupten, dass "in den achtziger Jahren systematisch ein akademisches Proletariat herangezüchtet" worden sei.
Dabei fordert die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) schon seit Jahren eine längere gemeinsame Grundschulzeit in Deutschland. Das Argument der OECD: Das alte System entspreche nicht mehr den heutigen Bildungsstandards und sei im Vergleich mit den Schulsystemen der EU-Nachbarn veraltet. Auch führende Wissenschaftler und Experten waren in Panorama der Auffassung, dass sich das deutsche Schulsystem längst überholt hat.