Stand: 24.06.2014 15:36 Uhr

Einstellung des Verfahrens gegen früherer SS-Mann rechtskräftig

 

Der Prozess gegen den mutmaßlichen NS-Kriegsverbrecher Siert B. wegen der Ermordung eines niederländischen Widerstandskämpfers wurde eingestellt, die Staatsanwaltschaft Dortmund hat ihre Revision gegen das Urteil des Landgerichts Hagen in der Strafsache gegen Siert B. zurückgenommen. Damit ist das Urteil vom 08.01.2014 nun rechtskräftig.

Neu aufgerollt worden war der Mord an dem Widerstandskämpfer unter anderem durch dieRecherchen von Panoramaim Sommer 2012. Der mutmaßliche NS-Kriegsverbrecher hatte im Juli 2012 gegenüber Panorama zugeben, dass er bei der Tat dabei war.

Auch das Gericht bezweifelte nicht, dass der 92-Jährige ehemalige SS-Mann getötet hat. Doch das Mordmerkmal der Heimtücke habe sich nicht mehr nachweisen lassen, so begründete die Vorsitzende Heike Hartmann-Garschagen die "unerwartete Entscheidung" ihrer Kammer. Nach fast 70 Jahren sei ein "Beweisverlust" eingetreten, der sich zu Gunsten des Angeklagten ausgewirkt habe. Die tödlichen Schüsse in der Nacht vom 21. auf den 22. September 1944 waren demnach juristisch gesehen bloß ein Totschlag - der mittlerweile verjährt ist.

Keine Zeitzeugen mehr

Die Rekonstruktion der Tat beruht auf den Aussagen von August N. in einem früheren Prozess. Doch der ehemalige Vorgesetzte von Siert B. ist tot. Zeugen zu be- und hinterfragen, sei weitgehend nicht mehr möglich gewesen. Und die so indirekt erhobenen Beweise sah die Kammer schließlich als zu gering an.

VIDEO: Nazi-Mord: Justiz wacht nach 68 Jahren auf (6 Min)

Staatsanwalt hatte lebenslang gefordert

Schon 1949 war B. in den Niederlanden von einem Sondergericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. In Deutschland wurde er 1980 in einem anderen Fall wegen Beihilfe zum Mord an zwei niederländischen Juden zu sieben Jahren Haft verurteilt. Das Verfahren wegen der Tötung des Widerstandskämpfers hatte die Staatsanwaltschaft damals eingestellt und erst jetzt wieder aufgenommen. Die Verteidigung hatte Freispruch beantragt, der Staatsanwalt lebenslang.

Weitere Informationen
mutmaßlicher NS Verbrecher Siert B. © Ralf Hoogestraat Foto: Ralf Hoogestraat

Nazi-Mord: Staatsanwalt fordert lebenslänglich

Vor dem Landgericht Hagen hat die Staatsanwaltschaft im Prozess gegen den mutmaßlichen NS-Kriegsverbrecher Siert B. eine lebenslange Haftstrafe für den Angeklagten gefordert. mehr

Staatsanwaltschaft Dortmund © picture alliance / Arco Images

Nazi-Mord: Prozess-Auftakt nach 69 Jahren

Vor dem Landgericht Hagen hat der Mord-Prozess gegen den 92-jährigen, ehemaligen SS-Mann Siert B. begonnen. Der Angeklagte schwieg zunächst zu den Vorwürfen. Panorama-Recherchen hatten maßgeblich zum Prozess beigetragen. mehr

mutmaßlicher NS Verbrecher Siert B. © Ralf Hoogestraat Foto: Ralf Hoogestraat

Nazi-Mord: Staatsanwalt erhebt Anklage

Die Staatsanwaltschaft Dortmund hat Anklage gegen den mutmaßlichen NS-Verbrecher Siert B. erhoben, der 1944 an einem Mord beteiligt gewesen sein soll. Panorama hatte im Juli 2012 über den Fall berichtet. mehr

mutmaßlicher NS Verbrecher Siert B. © Yad Vashem

Nazi-Mord: Justiz wacht nach 68 Jahren auf

Siert B. soll einen holländischen Widerstandskämpfers erschossen haben - doch die deutsche Justiz stellte die Ermittlungen ein. Denn solche Erschießungen wurden nur als Totschlag gewertet - und der verjährt. mehr

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 26.07.2012 | 21:45 Uhr

Panorama 60 Jahre: Ein Mann steht hinter einer Kamera, dazu der Schriftzug "Panorama" © NDR/ARD Foto: Screenshot

Das Panorama-Archiv

Alle Panorama-Beiträge seit 1961: Stöbern im Archiv nach Jahreszahlen oder mit der Suchfunktion. mehr

Kalender © Fotolia.com Foto: Barmaliejus

Panorama-Geschichte

Als erstes politisches Fernsehmagazin ging Panorama am 4. Juni 1961 auf Sendung. Die Geschichte von Panorama ist auch eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. mehr