Peter Merseburger: "Unser Grundsatz war ein aufklärerisches Denken"
Unter Peter Merseburger deckte Panorama Skandale auf und produzierte sie auch. Er selbst wurde eines der prägenden Gesichter für kritischen Journalismus des 20. Jahrhunderts.
Bei seiner Ernennung zum Panorama-Chef 1967 wurde noch gegen Peter Merseburger demonstriert. Ulrike Meinhof und Stefan Aust hatten sich mit anderen Mitgliedern der linken "Konkret"-Redaktion vor der NDR Hauptpforte am Rothenbaum gegen ihn versammelt. Er galt als zu konfliktscheu - als jemand, der Panorama weniger kritisch ausrichten wollte.
Obrigkeitsdenken "in vielen deutschen Köpfen" abbauen
Doch diese Befürchtungen räumte Merseburger schnell beiseite und wurde eines der prägenden Gesichter für kritischen Journalismus des 20. Jahrhunderts. Unter ihm deckte Panorama Skandale auf und produzierte sie auch, da die Sendung Tabus brach und Diskussionen anstieß: "Unser Grundatz oder Grundtenor war ein aufklärerisches, antiautoritär gerichtetes Denken zu stützen und Obrigkeitsdenken, das zu unserer Zeit in vielen deutschen Köpfen steckte, abzubauen", sagt Merseburger im Panorama-Interview. "Er war unerschrocken, er wusste was geht und was nicht geht", erinnert sich Stefan Aust an ihn. Aust, der unter Merseburger zu einem der besten TV-Journalisten des Landes aufstieg, fügte hinzu: "Er ließ seine Leute machen - und die gaben ihr Bestes."
Für seine kürzlich erschienene Autobiographie "Erinnerungen eines politischen Zeitzeugen" hat Merseburger seine Panorama-Zeit noch einmal neu aufgerollt. Im Interview zum 60. Geburtstag von Panorama verrät Merseburger, wie es war, vom reichsten deutschen Mann der 1960er Jahre verklagt zu werden. Wie ein Intendant reagiert, wenn man ständig für Ärger mit dem Rundfunkrat, der CSU und der katholischen Kirche sorgt. Und warum er nach acht Jahren Panorama 1975 nicht mehr weitermachen wollte.
Peter Merseburger: Aufbruch ins Ungewisse. Erinnerungen eines politischen Zeitgenossen
DVA, 464 Seiten, 26 Euro