Otto Brenner Preis für "Wadim"
Die Autoren Hauke Wendler und Carsten Rau erhalten für ihre NDR Dokumentation "Wadim" den mit 10.000 Euro dotierten "Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus" in der Kategorie "Spezial". Die Redaktion im NDR hatte Barbara Denz. Der Film arbeitet nach Auffassung der Jury erstklassig auf, wie Wadim, ein junger, aus Lettland stammender Asylbewerber, in den Selbstmord getrieben wurde. Ausschnitte des Films liefen auch in einem Panorama-Beitrag zu "Wadim":
Kein "Betroffenheitskitsch"
Die Dokumentation zeichne eine außergewöhnliche Bildsprache aus: Aufnahmen, die nach Einschätzung der Jury keinen Kommentar, keinen Betroffenheitskitsch brauchen. "Deren Präzision und nüchterne Schönheit" überzeugten die Jury, weil sie alles über misslungene Ausländerpolitik sagen. "Der Countdown zu einer tödlichen Tragödie", so die Jury weiter, "packt den Zuschauer genauso wie die intensiven Aussagen der Beteiligten".
Wadim K. ist in Deutschland aufgewachsen. Er ging hier zur Schule, zum Sport und in die Ministrantengruppe. Er sprach Deutsch, er hatte deutsche Freunde, er fühlte sich als Deutscher. Doch einen deutschen Pass hatte Wadim nie erhalten, weil er mit seiner Familie 1992 als Flüchtling nach Hamburg kam. Wadim wurde im Alter von 18 Jahren allein nach Lettland abgeschoben - in ein Land, an das er sich kaum erinnern konnte. Fünf Jahre kämpfte er um eine neue Existenz: Erst in Riga, später irrte er durch Frankreich, Belgien und die Schweiz, wurde erneut nach Lettland deportiert. Bei seinem letzten, illegalen Besuch in Hamburg, im Januar 2010, nahm Wadim sich das Leben. Er wurde 23 Jahre alt.
Die Otto Brenner Stiftung verleiht 2012 zum achten Mal den "Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus". Prämiert werden journalistische Arbeiten, die das Motto der Ausschreibung "Gründliche Recherche statt bestellter Wahrheiten" herausragend umgesetzt haben. Die Preisverleihung ist am 30. Oktober in Berlin. Im November erhält "Wadim" den Katholischen Medienpreis in der Kategorie "Elektronische Medien".