Neuer Streit um die Rente mit 67
Seit Tagen debattieren Politiker verschiedener Parteien über die Rente mit 67. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen verteidigte dabei den Einstieg in die "Rente mit 67" gegen Kritik - auch aus der Union. Der gewählte Weg, das Rentenalter schrittweise von 65 auf 67 zu erhöhen, sei "eine der fairsten und gerechtesten Lösungen, die wir finden konnten in der Gesellschaft". Die Ministerin verwies darauf, dass ältere Menschen heute deutlich fitter seien als vor einigen Jahrzehnten. Die Wirtschaft beginne, sehr viel stärker die Kompetenzen des Alters zu schätzen.
Wirklich? Panorama hatte bereits im März 2011 darüber berichtet, dass Politiker die Qualifikationen von älteren Arbeitnehmern zwar gerne loben, in Wirklichkeit aber kaum ein Arbeitnehmer das Rentenalter als Vollzeitbeschäftigter erreicht.
Unternehmen handeln anders, als die Politik sich wünscht
Denn viele Unternehmen beurteilen die Qualifikationen von älteren Arbeitnehmern offenbar anders als Politiker in Sonntagsreden: Sie nehmen viel Geld in die Hand, um älteren Arbeitnehmern - auch ohne den inzwischen gestrichenen staatlichen Zuschuss zur Altersteilzeit - den Ausstieg aus dem Unternehmen zu versüßen. So sieht das firmeneigene Altersteilzeitmodell bei BMW etwa vor, dass die Angestellten - obwohl sie nur noch die Hälfte der Zeit arbeiten - noch 95 Prozent des Lohnes bezahlt bekommen. Auch in anderen Branchen sind Aufstockungen des Arbeitslohnes auf mindestens 80% des Lohnes durchaus üblich. Doch Firmen zahlen gern, schließlich können sie dadurch ihre Belegschaft verjüngen. Oft haben sich auch ganz Branchen per Tarifvertrag – entgegen der Vorstellung der Politik - auf Ausstiegsmodelle für ältere Arbeitnehmer geeinigt.
Die Kritiker der "Rente mit 67" bemängeln daher, dass die Anhebung des Rentenalters defacto einer Rentenkürzung gleichkomme. Laut der SPD-Rentenexpertin Elke Ferner ist "das Leitbild der Erwerbstätigtkeit bis zum Rentenalter doch nur eine Illusion". Sie gehe "aufgrund dieser Tatsachen" von einer wachsenden Altersarmut aus. CSU-Chef Horst Seehofer hatte die Debatte am Neujahrswochenende angestoßen und Zweifel an der Rente mit 67 geäußert: "Die Beschäftigungsmöglichkeiten für Arbeitnehmer über 50 in Deutschland müssen spürbar verbessert werden", so Seehofer, sonst werde "die Verlängerung der Lebensarbeitszeit zur faktischen Rentenkürzung", die mit ihm "nicht zu machen" sei.