Sendedatum: 28.07.2016 21:45 Uhr

Zur Kritik an Traumatherapeut Axel von Maltitz

"Herr von Maltitz ist offenbar Heilpraktiker, kein Arzt oder Psychologe." "Nach 40 Stunden "Therapie" durch einen Heilpraktiker? Wie so oft, unterirdischer Journalismus, der unseriös recherchiert und wenig mit Objektivität zu tun hat". - Das sind nur zwei von vielen Kommentaren und Zuschriften, die uns nach der jüngsten Sendung erreicht haben. In der Kritik steht der Therapeut Axel von Maltitz, bei dem der Attentäter von Ansbach in Therapie war.

Axel von Maltitz, Heilpraktiker für Psychotherapie © Screenshot
Bis Anfang 2016 war der Attentäter von Ansbach bei Axel von Maltitz in Therapie.

Uns waren die Vorwürfe, die gegen Axel von Maltitz und gegen den Verein "Exilio" erhoben werden, bekannt. Wir haben mit ihm auch darüber gesprochen. Zudem hat sich "Exilio" zu diesen Vorwürfen umfassend geäußert.

Axel von Maltitz arbeitet seit Jahren mit traumatisierten Menschen, hat als Gerichtsgutachter gearbeitet und bildet sich laut eigener Aussage seit Jahren an der Uni Konstanz weiter. Er hat kein Psychologie-Studium, sondern ist geprüfter Heilpraktiker. Angesprochen auf die Vorwürfe stellte auch die bayerische Sozialministerin Emilia Müller (CSU) auf einer Pressekonferenz fest, dass "Exilio von Seiten der Fachkräfte und von Seiten der Experten auch als Einrichtung geeignet" sei.

Wir vermögen nicht die Art und Weise der Therapie abschließend einzuschätzen. Aber das war auch nicht Thema unseres Beitrags. Es ging nicht um die Therapieform. Der Therapeut Axel von Maltitz ist Augen- und Ohrenzeuge der Geschichte des Ansbach-Attentäters Mohammad Daleel. Wahrscheinlich hat niemand so intensiv mit dem Attentäter gesprochen wie er.

Therapeut ist ein wichtiger Augenzeuge

Maltitz hat ein umfangreiches Gutachten sowie einen mehrseitigen Zwischenbericht erstellt. Auf Basis dieses Zwischenberichts wurde von den zuständigen Stellen eine weitere Behandlung befürwortet. In insgesamt sechs Therapiewochen hat er in 40 Sitzungen mit Mohammad Daleel gesprochen. Bisher ist niemand bekannt, der den Attentäter auch nur annähernd so gut kannte. Dieser hat Maltitz seine Geschichte erzählt, also ist sie natürlich subjektiv. Aus diesem Grund sehen wir in Herrn von Maltitz einen wichtigen Augenzeugen, und genau in dieser Funktion haben wir ihn auch in unserem Film eingesetzt.

Alle gesendeten Töne haben wir, soweit es uns möglich war, auf Glaubwürdigkeit überprüft, und wir halten sie in diesem Rahmen für glaubwürdig. Auch Herr von Maltitz hat mit seriösen Methoden die Glaubwürdigkeit der Aussagen Daleels überprüft, und ihm sind in mehreren Therapie-Sitzungen keine großen Widersprüche in den Schilderungen von Daleel aufgefallen.

Abschließende Prüfung bleibt unmöglich

Eine abschließende Prüfung - so ist das leider in jedem Bürgerkrieg - war uns durch Recherchen vor Ort selbstredend nicht möglich. Natürlich kann Daleel ein gewiefter Lügner sein, der sowohl Herrn von Maltitz wie auch unsere Kollegen vom bulgarischen Fernsehen in vielen Gesprächen und Interviews getäuscht hat und nicht im geringsten unter psychischen Problem litt - was aber einen Kontakt zum IS nicht ausschließt. Wir halten das aber für sehr unwahrscheinlich.

Weitere Informationen
Anschlag in Ansbach © picture alliance / dpa Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Terrorist von Ansbach: IS-Kämpfer oder Psychowrack?

Seit dem Anschlag von Ansbach scheint der Terror in Deutschland angekommen. Der Täter war in psychologischer Behandlung. Panorama hat mit seinem Therapeuten gesprochen. mehr

Der Attentäter von Ansbach.

Ansbach: Warum zeigen wir den Attentäter?

Panorama hat den Attentäter von Ansbach unverpixelt im gezeigt. Ist das die richtige Entscheidung? Lesen Sie hier die Begründung. mehr

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 28.07.2016 | 21:45 Uhr

Panorama 60 Jahre: Ein Mann steht hinter einer Kamera, dazu der Schriftzug "Panorama" © NDR/ARD Foto: Screenshot

Das Panorama-Archiv

Alle Panorama-Beiträge seit 1961: Stöbern im Archiv nach Jahreszahlen oder mit der Suchfunktion. mehr

Kalender © Fotolia.com Foto: Barmaliejus

Panorama-Geschichte

Als erstes politisches Fernsehmagazin ging Panorama am 4. Juni 1961 auf Sendung. Die Geschichte von Panorama ist auch eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. mehr