Stand: 22.02.2017 12:20 Uhr

Schaf Dolly und die Angst vorm geklonten Menschen

Vor 20 Jahren überraschten schottische Wissenschaftler mit einer Nachricht die Welt: Erstmals war das erfolgreiche Klonen eines Schafes gelungen. Dolly, das Schaf, erlangte innerhalb kürzester Zeit Weltruhm. Diese Nachricht löste auch ein Debatte aus. Wird in naher Zukunft auch das Klonen von Menschen möglich sein?

Wissenschaftler erhofften sich durch das Klonen riesige Fortschritte in der Medizin: Von jedem Mensch könne dann ein Klon erstellt werden, der als individuelles Ersatzteillager dienen könne. "Wir werden im nächsten Jahrtausend das als Standardangebot zumindest in einigen Ländern der Welt haben", sagte beispielsweise Professor Klaus Haefner von der Universität Bremen.

"Den geklonten Menschen wird es nicht geben"

Andere Wissenschaftler und auch Politiker warnten vor einer ethischen Grenzüberschreitung. "Ein solches Vorgehen würde über die verbrecherischen medizinischen Experimente der Nazi-Ärzte in den Konzentrationslagern hinausgehen", sagte Professor Peter Stadler. Auch die Politik, allen voran Deutschland, reagierte nach Bekanntwerden des erfolgreichen Klon-Experiments. Deutschland verbot die Forschung mit Embryonen und das Klonen von Menschen. "Den geklonten Menschen wird es in Deutschland nicht geben", sagte der damalige Bundesforschungsminister Jürgen Rüttgers (CDU).

Neue Möglichkeiten in der Medizin

Auch in der Reproduktionsmedizin sahen einige Wissenschaftler plötzlich ungeahnte Möglichkeiten. Ein neuer Mensch sollte so erschaffen werden, frei von Erbkrankheiten, ausgestattet mit den besten Genen.

Heute, 20 Jahre später, wissen wir, dass sich diese dystopischen Zukunftsvoraussagen nicht erfüllt haben - ein neuer Mensch wurde nicht gezüchtet. Allerdings ist die pränatale Diagnostik heute Standard, mit der Erbkrankheiten und Fehlbildungen beim Embryo schon in den ersten Schwangerschaftswochen erkannt werden können. Die Diskussionen über den Umgang damit, ebenso wie die Forschung und der therapeutische Einsatz von embyronalen Stammzellen, ist immer wieder Thema bei Panorama.

Das Schaf Dolly starb am 14. Februar 2003. Es musste infolge einer schweren Lungenkrankheit eingeschläfert werden.

Weitere Informationen
Übertragung einer Körperzelle in eine entkernte Eizelle, Praxis zur Herstellung von Stammzellen zum therapeutischen Klonen von Gewebe © picture-alliance/dpa Foto: epa

Stammzelltherapie: dubiose Geschäfte mit Schwerkranken

In den meisten Ländern Westeuropas ist das kommerzielle Anbieten von Stammzelltherapien untersagt. Panorama über ein zweifelhaftes Geschäft mit der Hoffnung. mehr

Ultraschallaufnahme eines Fötus © dpa Bilderdienste Foto: Chad Ehlers

Abtreiben oder austragen? - Wenn Eltern ein behindertes Kind erwarten

Die meisten werdenden Eltern wollen von der Ultraschalluntersuchung beim Arzt nur eins: das erste Foto von ihrem Baby. Wer mehr will, bekommt in Fachpraxen das Ganze auch als "Babyfernsehen" in 3D. Die wenigsten Paare rechnen dabei mit unerfreulichen Nachrichten. mehr

Das Klonschaf Dolly © picture-alliance Foto: Ben Curtis
1 Min

Die Angst vor dem menschlichen Klon

Vor 20 Jahren gaben Wissenschaftler in Schottland bekannt, dass sie ein Schaf geklont hatten. Die daraufhin einsetzende Diskussion über das Klonen wurde auch von Panorama aufgegriffen. 1 Min

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 17.07.1997 | 21:15 Uhr

NDR Logo
Dieser Artikel wurde ausgedruckt unter der Adresse: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama/aktuell/Klonen,klonen100.html
Panorama 60 Jahre: Ein Mann steht hinter einer Kamera, dazu der Schriftzug "Panorama" © NDR/ARD Foto: Screenshot

Das Panorama-Archiv

Alle Panorama-Beiträge seit 1961: Stöbern im Archiv nach Jahreszahlen oder mit der Suchfunktion. mehr

Kalender © Fotolia.com Foto: Barmaliejus

Panorama-Geschichte

Als erstes politisches Fernsehmagazin ging Panorama am 4. Juni 1961 auf Sendung. Die Geschichte von Panorama ist auch eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. mehr