Kassenfunktionär: zu viele Krankenhäuser
Der Chef der größten gesetzlichen Krankenversicherung Barmer GEK, Christoph Straub, fordert eine Klinikreform: "Wir leisten uns Strukturen, die größer und teurer sind als in anderen Ländern", so Straub der Zeitung "Die Welt". Eine späte Erkenntnis: Bereits vor mehr als drei Jahren hatte Panorama darüber berichtet, dass Deutschland mit damals 2.100 Krankenhäusern deutlich überversorgt ist. Kein anderes europäisches Land hat mehr Klinikbetten als die Bundesrepublik. Experten stellten bereits damals fest, dass bis zu zehn Prozent der Krankenhäuser geschlossen werden könnten - ohne dass sich die Qualität der Versorgung verschlechtern würde.
Doch heute wie damals malt die Krankenhauslobby das Schreckgespenst an die Wand , wonach die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung in Gefahr sei, wenn Krankenhäuser geschlossen würden. Bei den Vertretern der Krankenhäuser und Sozialministerien hieß es denn auch, die Kliniken hätten bereits in den vergangenen Jahren "ihre Hausaufgaben gemacht", so zum Beispiel Thomas Reumann vom Vorstand der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Sie seien schon "wie eine Zitrone" ausgepresst und Straubs Forderungen "völlig daneben". Auch die Sozialbeigeordnete des Deutschen Landkreistags in Berlin, Irene Vorholz, widersprach Straub: "Wir haben auf dem Land keine Überversorgung, sondern zum Teil sogar eine Unterversorgung", sagte sie. Unterstützung erhielt Straub dagegen von den gesetzlichen Krankenkassen: "Das ist keine Einzelmeinung", hieß es bei deren Spitzenverband GKV.
Straub rudert unterdessen bereits wieder ein wenig zurück: Es sei ihm nicht um eine Schließung von Kliniken gegangen, erläuterte er in einer Pressemitteilung, sondern darum, dass es in den Krankenhäusern mehr ambulante Angebote statt Belegbetten geben müsse. Dabei sollten niedergelassene Ärzte und angestellte Klinikmediziner sowohl ambulante als auch stationäre Leistungen erbringen können. Panorama hatte bereits 2008 festgestellt, statt immer mehr Geld in marode Kliniken zu pumpen, wäre es sinnvoller, die Spezialisierung und Zentralisierung der Häuser voranzutreiben.