KSK-Kompaniechef: Strafbefehl wegen Hitlergruß
Wegen eines Hitlergrußes eines KSK- Kompaniechefs, über den Panorama, Radio Bremen und das Y-Kollektiv 2017 berichtet hatten, hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart einen Strafbefehl beantragt. Das Amtsgericht Böblingen stellte den Strafbefehl über 40 Tagessätze zu je 100 Euro Anfang dieser Woche dem Offizier zu. Der Offizier hat Einspruch eingelegt. Im Regelfall folgt darauf eine mündliche Hauptverhandlung.
Der ehemalige Kompaniechef der Bundeswehr-Eliteeinheit KSK (Kommando Spezialkräfte) soll auf seiner Abschiedsfeier den Hitlergruß gezeigt haben. Panorama, Radio Bremen und das Y-Kollektiv hatten im vergangenen Jahr über die Abschiedsfeier berichtet. Die Staatsanwaltschaft leitete deswegen Ermittlungen gegegn den Offizier ein, der weiterhin für die Bundeswehr tätig ist. Gegen einen weiteren Soldaten ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart noch. Die Ermittlungen stützten sich vor allem auf die Aussagen einer Augenzeugin, die anonym in Panorama über den Abend berichtet hatte.
Bundeswehr glaubte Soldaten
Das Ermittlungsergebnis der Staatsanwaltschaft ist insbesondere deshalb bemerkenswert, da zuvor interne Ermittlungen der Bundeswehr zum gegenteiligen Ergebnis gekommen waren. Offenbar schenkte die Bundeswehr den Aussagen der untergebenen Soldaten Glauben, die keinen Hitlergruß ihres Kommandeurs gesehen hatten.
"Hauptpreis" beim römischen Parcours
Auf einer Abschiedsfeier für den Kompaniechef der 2. Kompanie des KSK am 27. April 2017 auf einer Schießanlage in der Nähe von Stuttgart sollen laut der Augenzeugin mehrere Soldaten den Hitlergruß gezeigt sowie Rechtsrock gehört haben. Die Augenzeugin schilderte, dass sie von einem befreundeten Soldaten zu der Abschiedsfeier als "Hauptpreis" für den Kompaniechef eingeladen worden war. Hauptpreis meinte in diesem Fall Sex. Ihre Angaben belegte die Augenzeugin mit diversen Chatnachrichten und Flugtickets.
Diese Chatnachrichten belegten die Planung der Veranstaltung durch die KSK-Soldaten. "Jetzt haben wir uns überlegt, was können wir für den Chef machen. Er muss einen Parcours ablaufen. Am Ende bist du dann sein Preis. Dann darf er dich mit ins Zelt nehmen und ordentlich an dir austoben. Glaub mir, das wird genau dein Ding", teilte ihr ein KSK-Soldat mit.
"Römisch-mittelalterliche Spiele"
Dieser Parcours sah laut Bundeswehr, die auf Nachfrage vom Y-Kollektiv, Radio Bremen und Panorama anwesende Soldaten vernommen hat, wie folgt aus: "Dieser Parcours stand unter dem Motto 'römisch-mittelalterliche Spiele'." Einige Soldaten trugen deswegen Überhänge, die zu dieser Zeit passen sollten. Zu den Aufgaben zählten Bogenschießen, das Zerteilen von Melonen und Ananas mit einem Schwert, das Zerteilen eines Holzstammes mit einer Axt, das Werfen von Schweineköpfen und das Überwinden einer Hinderniswand.“
Keine Hinweise habe man auf den Hitlergruß, so die Bundeswehr damals. Die Truppe stützte sich auf Aussagen von anwesenden Elitesoldaten, die von Vorgesetzten im Nachgang zu dem Abend befragt wurden. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart kam nach monatelangen Ermittlungen zu einem anderen Ergebnis und hielt die Aussagen der Augenzeugin für glaubhaft.