Jetzt offiziell: Die AfD ist rechter als die NPD
Als ich diese Woche die Aussagen von Alexander Gauland gelesen habe, musste ich an die Weltmeisterschaft 2010 denken und daran, wie sehr sich die Stimmung in Deutschland seitdem gewandelt hat. 2010 trat Deutschland erstmals mit elf Spielern bei der WM an, die ausländische Wurzeln hatten. Fast überall wurde das als positiv gewertet. Außer von den Nazis natürlich. Die träumten schon damals von einer Art "Alexander-Gauland-Nationalelf" nur mit "echten" Deutschen - also weniger Özil und Boateng dafür mehr Müller und Beckenbauer.
Der Unterschied zu heute: Damals, vor sechs Jahren, haben sich nicht mal die von der NPD getraut, gegen Spieler öffentlich zu hetzen. Ich habe damals Klaus Beier, Bundespressesprecher von der NPD, "interviewt" (wenn man das ein Interview nennen will). 2009 hatte er Özil noch als "Plaste-Deutschen sprich - Ausweis-Deutschen" diffamiert. Im letzten Gruppenspiel gegen Ghana hatte dann ausgerechnet Mesut Özil den Siegtreffer erzielt und Deutschland ins Achtelfinale geschossen. Danach traute sich nicht mal mehr NPD-Beier während der WM öffentlich etwas gegen Özil zu sagen. Er wich der Frage aus, begründete dies mit der "fehlenden Meinungsfreiheit" in Deutschland.
AfD: rassistischer und rechter als die NPD
Die AfD hat damit offenbar kein Problem. Sie tritt bei dem Thema rassistischer und rechter auf, als es die NPD jemals öffentlich getan hat. Sie überholt die NPD rechts. Gauland hat sich nicht nur mehrfach rassistisch geäußert. Neben den persönlichen Beleidigungen gegen die Fußballnationalspieler Mesut Özil und Jérôme Boateng geht es Gauland offenbar darum, Rassisten eine Stimme zu geben, die der Meinung sind, dass nur "echte" Deutsche fürs Vaterland spielen sollten. So sagte Gauland im Spiegel: "Eine deutsche oder englische Nationalmannschaft sind eben schon lange nicht mehr deutsch oder englisch im klassischen Sinne."
Er nannte es sehr gewöhnungsbedürftig für die AfD, dass "Herr Özil an die Kaaba von Mekka gewandert ist". Und auch wenn die Fans mit dem Fußball mitfieberten, sei "diese multikulturelle Welt den meisten immer noch fremd".
Bei seinem Ausspruch "Heute sind wir tolerant, morgen fremd im eigenen Land" bei einer Rede in Elsterwerda in Brandenburg zitierte er bereits einen Neonazi-Song, den auch die NPD verwendete. Mit seinen Äußerungen zu Fußballnationalspielern hat die AfD die NPD sogar rechts überholt.