Gabriels Bärendienst für Steinmeier
Ein Kommentar von Ben Bolz
Was hat Sigmar Gabriel da wieder geritten? Ohne Not nominiert er quasi im Alleingang Frank-Walter Steinmeier als Kandidaten der SPD für das Amt des Bundespräsidenten. Das Kalkül ist klar. Steinmeier ist einer der beliebtesten Politiker Deutschlands. Sachlich. Ruhig. Glaubwürdig. Und sicherlich wäre er auch ein guter Bundespräsident. Nur müsste er dazu auch die Mehrheit der Wahlfrauen und Wahlmänner in der Bundesversammlung haben. Aber bis dahin ist es ein weiter Weg.
Und es gibt eben Spielregeln, an die sich Sigmar Gabriel nicht gehalten hat. Wenn man in der großen Koalition ein gemeinsames Vorgehen verabredet, sollte man sich daran halten. Zumindest bis der Diskussionsprozess abgeschlossen ist. Und wenn man die Zustimmung der Partei "Die Linke" für einen Kandidaten haben will, dann sollte man nicht einen der Gründerväter der Hartz IV Reformen nominieren. Denn die sind für die Linken noch immer ungenießbar.
Und schließlich: Wenn man will, dass jemand wirklich Bundespräsident wird, dann sollte man den Namen nicht einfach so in die Debatte schmeißen. Denn sonst ist der Name verbrannt. Das lehrt die Geschichte fast aller Wahlen eines Bundespräsidenten. So hat Gabriel mit seinem Vorstoß auch sich selbst geschadet. Weil sein Temperament mal wieder über seinen Verstand gesiegt hat, weil er sich nicht abgesprochen hat und er weil den beliebtesten Sozialdemokraten Deutschlands, Frank-Walter Steinmeier, schwer beschädigt hat. Möchte so jemand wirklich Kanzlerkandidat werden?