Stand: 24.10.2016 17:15 Uhr

Gabriels Bärendienst für Steinmeier

Ein Kommentar von Ben Bolz

Steinmeier und Gabriel © picture-alliance Foto: Markus Schreiber
Warum hat SPD-Chef Gabriel Außenminister Steinmeier als Kandidat für die Bundespräsidentenwahl benannt?

Was hat Sigmar Gabriel da wieder geritten? Ohne Not nominiert er quasi im Alleingang Frank-Walter Steinmeier als Kandidaten der SPD für das Amt des Bundespräsidenten. Das Kalkül ist klar. Steinmeier ist einer der beliebtesten Politiker Deutschlands. Sachlich. Ruhig. Glaubwürdig. Und sicherlich wäre er auch ein guter Bundespräsident. Nur müsste er dazu auch die Mehrheit der Wahlfrauen und Wahlmänner in der Bundesversammlung haben. Aber bis dahin ist es ein weiter Weg.

Und es gibt eben Spielregeln, an die sich Sigmar Gabriel nicht gehalten hat. Wenn man in der großen Koalition ein gemeinsames Vorgehen verabredet, sollte man sich daran halten. Zumindest bis der Diskussionsprozess abgeschlossen ist. Und wenn man die Zustimmung der Partei "Die Linke" für einen Kandidaten haben will, dann sollte man nicht einen der Gründerväter der Hartz IV Reformen nominieren. Denn die sind für die Linken noch immer ungenießbar.

Und schließlich: Wenn man will, dass jemand wirklich Bundespräsident wird, dann sollte man den Namen nicht einfach so in die Debatte schmeißen. Denn sonst ist der Name verbrannt. Das lehrt die Geschichte fast aller Wahlen eines Bundespräsidenten. So hat Gabriel mit seinem Vorstoß auch sich selbst geschadet. Weil sein Temperament mal wieder über seinen Verstand gesiegt hat, weil er sich nicht abgesprochen hat und er weil den beliebtesten Sozialdemokraten Deutschlands, Frank-Walter Steinmeier, schwer beschädigt hat. Möchte so jemand wirklich Kanzlerkandidat werden?

 

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Das andere, für Deutschland wirklich wichtige Thema: Wer wird jetzt Kanzler, zumindest der Kandidat der SPD? Am Montag werden wir mehr wissen. Bei den Sozialdemokraten redet und intrigiert seit Wochen jeder gegen jeden, das hat schon viel von sportlichem Wettbewerb. Inhalte scheren da kaum noch jemanden. Die 1,3 Millionen Mark teure Werbekampagne der SPD, die uns das Männer-Duo Schröder/Lafontaine als ein Herz und eine Seele verkaufen wollte, hat uns nicht täuschen können. Die Genossen verhalten sich untereinander recht schäbig. Roter Intrigantenstadl statt rotes Programm, statt ein Profil zwei Gestalten von manchmal zweifelhafter Integrität. Vielleicht sollten wir es unseren jüngeren Zuschauern noch einmal sagen: Es gab sie, die Ära vor Helmut Kohl. Lange 16 Jahre ist es her. Damals waren Sozialdemokraten in der Regierungsverantwortung. mehr

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Das Erste | Panorama | 25.10.2016 | 21:15 Uhr

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