"Filialschließungsorgie": 12.000 Jobs bei Schlecker in Gefahr?
Rund 600 Schlecker-Beschäftigte haben in Ulm für bessere Arbeitsbedingungen und gegen den Abbau von Jobs demonstriert und sind in einen ersten Warnstreik getreten. Laut ver.di sind bei Schlecker 12.000 von 36.000 Arbeitsplätzen in Gefahr.
Panorama hatte bereits im April 2009 darüber berichtet, wie Schlecker und andere Arbeitgeber den Kündigungsschutz trickreich aushebeln. Schlecker schließt Märkte mit wenig Umsatz und eröffnet im Gegenzug größere, schönere Filialen - oft direkt nebenan. Den Mitarbeitern der "alten" Filialen wird gekündigt – denn offiziell gehören die neuen Filialen zu einem neuen Betrieb. Immer mehr Unternehmen nutzen die Angst vor Jobverlust in der Wirtschaftskrise aus, um langjährige Mitarbeiter loszuwerden, die Löhne zu senken oder aus Tarifverträgen auszusteigen.
Streikleiter Manfred Wages betonte, dass durch den Arbeitsdruck die psychischen und physischen Belastungen der Mitarbeiter ständig stiegen. Hintergund sei die im Rahmen des Konzernumbaus geplante Schließung von bis zu 4.500 Filialen, die Wages als "Filialschließungsorgie" bezeichnete. Gleichzeitig plant das Unternehmen offenbar die Neueröffnung einer dreistelligen Zahl an größeren Filialen mit einer Verkaufsfläche von bis zu 1.000 Quadratmetern. Diese so genannten "Schlecker-XL-Märkte" gehören offiziell aber zu einem neuen Betrieb - und damit gelten die alten Arbeitsverträge nicht mehr. ver.di fordert für die Schlecker-Mitarbeiter 6,5 Prozent mehr Lohn oder Gehalt, mindestens aber 135 Euro mehr. Die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten werden Ende Mai fortgesetzt.