Stand: 24.04.2014 13:25 Uhr

Bangladesch ein Jahr nach Rana Plaza: Die Opfer werden im Stich gelassen

von Gabor Halasz
Jasemin Akther
Wurde vor einem Jahr schwer verletzt: Die Näherin Jasemin Akther.

Jasemin Akther war Näherin in der vor einem Jahr eingestürzten Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesh. Sie hatte unter anderem für den deutschen KiK-Konzern genäht. Sie saß in dem achtstöckigen, als es wegen schwerer Baumängel am 24. April 2013 in sich zusammenstürzte und Tausende Menschen unter sich begrub - über 1.100 von ihnen fanden damals den Tod. Jasmin Akther überlebte schwer verletzt.

Zwei Tage in den Trümmern

Knapp 500 Euro Entschädigung hat sie inzwischen bekommen, doch was ist das heute für ein Leben? Sie kann nicht mehr arbeiten und sorgt sich darum, wie sie die Ausbildung ihrer Tochter bezahlen kann. Doch das Schlimmste ist, dass sie den Tag des Unglücks nicht vergessen kann: "Jede Sekunde denke ich daran. Es fühlte sich damals an, als wäre ich begraben. Zwei Tage lang sah ich nichts anderes als Blut und meine toten Kolleginnen."

Nach wie vor kein Geld von deutschen Firmen

Panorama hatte Jasemin Akther im Januar erstmals getroffen, nach dem Bericht spendeten Zuschauer für sie. Von dem Geld kaufte sie zwei Kühe für ihre Eltern. Die können nun immerhin etwas besser leben. Doch von den deutschen Firmen, für die sie auch genäht hat, ist bis heute kein Geld an sie geflossen. Zwar wurde ein neuer Fonds eingerichtet, doch Jasmin Akther bekam nichts davon.

Die Lage der Näherinnen hat sich kaum verbessert

Und auch in Bangladesch hat sich wenig verändert. Zwar wurde der Mindestlohn für Näherinnen auf etwa 50 Euro pro Monat angehoben, doch die meisten können davon noch immer kaum leben. Die meisten Textilfabriken lassen uns nicht drehen, geben aber zu, dass sie Probleme mit dem Mindestlohn haben, denn die ausländischen Auftraggeber seien nicht bereit, mehr zu zahlen. Am Unglücksort haben sie die Trümmer nur zur Seite geschoben. Dort protestierten am Jahrestag Tausende gegen ihre Behandlung. Viele vermissen immer noch Angehörige und 75 Prozent der überlebenden Näherinnen können nicht mehr arbeiten, weil sie traumatisiert oder zu schwer verletzt sind.

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