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Montag, 06. April 2020, 22:15 bis
23:00 Uhr
Kopfschmerz ist eine unterschätzte Volkskrankheit. Jeder zweite Deutsche leidet regelmäßig oder sporadisch unter Kopfschmerzen. Besonders bei Kindern und jungen Erwachsenen steigt die Zahl der Betroffenen. Ein Alltag mit Kopfschmerzen kann zur Qual werden. Doch die meisten Hausärztinnen und Hausärzte kennen sich mit Diagnostik und Behandlung der vielen verschiedenen Kopfschmerzarten nicht aus. Zudem lohnt sich die Behandlung für sie wirtschaftlich nicht.
Zu viele Schmerzmittel: Auslöser für chronische Kopfschmerzen
Kopfschmerzen gelten nicht als ernst zu nehmende Krankheit. Das alles führt dazu, dass Menschen mit Kopfschmerzen sich selbst behandeln. Frei verkäufliche Schmerzmittel gehören zu den am meisten verkauften Medikamenten in den Apotheken.
Doch was viele nicht wissen: Viele Schmerzmittel schaden nicht nur Nieren und Leber, sondern können regelmäßig angewandt zu chronischen Kopfschmerzen führen.
Auch Janna T. kam in den Teufelskreis aus Schmerzen, Medikamenten und Übergebrauchskopfschmerz. Die 43-Jährige leidet unter einer schweren Migräne und sucht Hilfe bei Professor Hartmut Göbel in der Schmerzklinik Kiel.
Wie die meisten Patientinnen und Patienten dort muss sie lernen, mit weniger Medikamenten auszukommen und mit Entspannungstechniken ihre Kopfschmerzen zu bekämpfen. Auf den Verpackungen sollte es einen roten Aufdruck geben, nur zehn Tage im Monat benutzen, so die Forderung des Schmerztherapeuten Hartmut Göbel.
Selbstbehandlung bei Migräne kann zu Abhängigkeit führen
Migräniker sind durch ihre Krankheit im Alltag besonders eingeschränkt. Unter dieser genetischen Veranlagung leiden rund 21 Millionen Menschen in Deutschland. In den vergangenen Jahrzehnten wurden viele wirksame Akutmedikamente gegen Migräne entwickelt.
Doch viele Betroffene - ob bei Migräne oder Spannungskopfschmerz - behandeln sich selbst und gelangen so unbemerkt in eine Medikamentenabhängigkeit. Wer an mehr als zehn Tagen im Monat Kopfschmerzmittel einnimmt, riskiert, davon einen chronischen sogenannten Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz zu bekommen.
Schon Kinder leiden unter Kopfschmerzen
Bei Kindern und jungen Erwachsenen ist nach einer Untersuchung die Anzahl der Kopfschmerzdiagnosen um 42 Prozent gestiegen. Fast die Hälfte von ihnen bekämpft die Schmerzen mit einer Tablette. In der siebten Klasse der Heinrich-Heine-Schule in Büdelsdorf steht das Thema Kopfschmerz auf dem Stundenplan. Fast alle Schüler melden sich, als der Lehrer fragt, wer ab und zu Kopfschmerzen hat.
Das Problem sei, dass schon die Kinder lernten, Kopfschmerzen mit einer Tablette zu bekämpfen, sagt Karin Frisch. Sie leitet ein bundesweites Präventionsprogramm an Schulen und Universitäten. Dabei wird Wissen über Kopfschmerzen vermittelt, um die Attacken zu reduzieren und Alternativen zu Medikamenten finden.
Hinweis zur Doku: Wir haben sie knapp vor Ausbruch der Coronavirus-Epidemie in Deutschland fertiggestellt. Deshalb wird sie im Film nicht thematisiert. Die Doku zeigt allerdings, wie Stress und Druck zu Kopfschmerzen führen können. Daher passt sie auch in Ausnahmesituationen wie die, in der wir uns befinden.
- Redaktionsleiter/in
- Kathrin Becker
- Redaktion
- Kathrin Becker
- Regie
- Antje Büll
- Autor/in
- Antje Büll
- Produktionsleiter/in
- Michael Schinschke