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Montag, 15. Mai 2023, 22:00 bis
22:45 Uhr
Der Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine war der Beginn einer Zeitenwende, in Bezug auf die Bundeswehr, die Rolle Deutschlands in Europa und in Bezug auf das Verhältnis zu Russland. Letzteres ist vor allem für die Menschen, die in der DDR aufgewachsen sind, ein besonderes Thema. Was für viele im Westen die USA, war für viele im Osten die Sowjetunion: "der große Bruder".
Gewisses Verständnis für Russland
Doch der Überfall Russlands auf die Ukraine stellt alte Gewissheiten infrage und wirbelt Überzeugungen durcheinander. Er bricht politische Biografien, zieht sich wie ein Riss durch Lebensläufe, durch Familien und Freundeskreise. Gleichzeitig zeigen viele Menschen im Osten trotz Putins Angriffskriegs noch immer ein gewisses Verständnis für Russland, wie Umfragen immer wieder belegen.
30 Jahre nach Mauerfall: Immer noch Ost-West-Gräben
Wie prägt der Krieg die Haltung der Ostdeutschen gegenüber Russland? Woher kommen Unterschiede in der Wahrnehmung zwischen Ost und West? Und was sagt das über Gräben aus, die in der deutschen Bevölkerung auch über 30 Jahre nach dem Mauerfall immer noch existieren?
Die ARD-Journalistin und Moderatorin Jessy Wellmer unternimmt in dieser Reportage eine sehr persönliche Reise durch den Osten Deutschlands. Auch in ihrer Familie hat der russische Angriffskrieg für viele Diskussionen gesorgt. Ihre Mutter war Russischlehrerin, die russische Literatur und Musik faszinieren sie bis heute.
Journalistin Jessy Wellmer begibt sich auf persönliche Reise
Jessy Wellmer besucht ihre Eltern in ihrer Heimatstadt Güstrow und trifft auf unterschiedliche Freunde der Familie, die alle ihren ganz eigenen Blick auf den Krieg und Russland haben. Sie fährt nach Lubmin, wo die Nord-Stream-2-Pipeline anlandet und viele Menschen, wie der örtliche SPD-Chef Frank Tornow, es am besten fänden, wenn die Pipeline doch noch in Betrieb genommen würde.
Wie reagieren prominente Ostdeutsche auf den Ukraine-Krieg?
Sie begegnet Politikern wie Linken-Urgestein Gregor Gysi, der mit sich und seiner Partei hadert, weil sie lange Russland positiv und gar als Friedensmacht gesehen haben und manche seiner Genossen dies bis heute tun. Sie trifft auf einen ehemaligen NVA-Offizier und besucht den Gitarristen der legendären DDR-Rockband Silly, Uwe Hassbecker, der bis zum Krieg Putin in Diskussionen mit Freunden und Bekannten verteidigte und nun angesichts des Krieges entsetzt und enttäuscht ist. Und sie geht mit der Journalistin Antonie Rietzschel, die als 1986 Geborene wiederum einen ganz anderen Blick auf Russland hat, auf eine der neuen Montagsdemos in Dresden.
Schließlich spricht Jessy Wellmer mit Wissenschaftlerinnen wie der ehemaligen DDR-Leichtathletin Ines Geipel und der Historikerin Silke Satjukow darüber, warum der Osten in Sachen Russland so anders tickt als der Westen.
Insgesamt liefert der Film von Jessy Wellmer und Falko Korth eine spannende Auseinandersetzung mit dem Russlandbild der Ostdeutschen, die medial bisher in dieser Weise zuvor noch nicht stattgefunden hat. Teil des Films ist auch eine eigens für die Dokumentation in Auftrag gegebene Infratest-dimap-Umfrage zum Russland-Bild in Ost- und Westdeutschland.
- Autor/in
- Falko Korth
- Jessy Wellmer
- Produktionsleiter/in
- Tim Carlberg
- Redaktion
- Ben Bolz
- Ute Beutler