NDR Story

Politikum Wolf - schießen oder schützen?

Montag, 19. Februar 2024, 22:00 bis 22:45 Uhr

Umstritten ist der Wolf schon länger, aber mittlerweile ist er im Norden zum Politikum geworden. Seit Monaten brodelt es in den Kreis- und Landtagen. Naturschützer sowie Landwirte und Jäger stehen sich unversöhnlich gegenüber. Die einen bestehen auf maximalen Schutz des Wolfes, die anderen wollen die Anzahl der Wölfe begrenzen.

Vor allem die Weidetierhalterinnen und -halter haben nach mehreren spektakulären Rissen von Nutztieren auf ihren Weiden genug. In den sozialen Medien wird bei jeder Wolfsichtung im Dorf Panik geschürt. Ein Filmteam reist für die NDR Story durch den Norden: zu Wolfsschützern, Politikern und Betroffenen, bei denen der Wolf Schaden angerichtet hat.

Umstritten: Wie viele Wölfe sind zu viel?

55 Schafe in einer Nacht gerissen: Diese Wolfsattacke im Landkreis Stade im August 2023 bringt für viele Menschen auf dem Land das Fass zum Überlaufen. Laut Schätzungen leben mittlerweile rund 2.000 Wölfe in Deutschland, Tendenz steigend. Viel zu viele, meinen betroffene Landwirte. Viel zu wenig noch, sagen die Tierschützer.

Tierarzt berichtet über die Angst von Tierhaltern

"Die Leute haben Tränen in den Augen, wenn die ihre halbtoten Tiere zu mir bringen, um sie einschläfern zu lassen. Die Tiere kann ich von ihrem Leid befreien, die Besitzer nicht." Dr. Hansjörg Heeren ist Tierarzt in Ihlow in Ostfriesland und bekommt die Angst der Menschen mit.

Er ist einer der Vorreiter einer Anti- Wolf-Bewegung im Norden, hat als Vorsitzender des Friesischen Verbandes für Naturschutz im Juni 2023 eine Demonstration gegen die aktuelle Wolfspolitik gestartet: 3.000 Demonstrierende standen hinter ihm.

Niedersachsens Umweltminister für Abschuss von "Problemwölfen"

In Niedersachsen ist unter anderem Umweltminister Christian Meyer (Bündnis 90/Die Grünen) zuständig für den Naturschutz. Er steht seit Monaten zwischen den Stühlen. Trotz Kritik von allen Seiten stellt er sich Betroffenen und Kritikern, sucht nach einer Lösung. "Denn so kann es tatsächlich nicht weitergehen", meint Umweltminister Meyer. Er plädiert für gezielte Abschüsse von "Problemwölfen".

Wolfsschützer entsetzt über steigende Zahl illegaler Tötungen

Das führt zu Protest: Wolfsschützer aus verschiedenen Vereinen und Verbänden sind entsetzt. Denn der Wolf ist in der ganzen EU eine sehr stark geschützte Art, darf nicht bejagt werden. "Doch die Fälle von Selbstjustiz nehmen zu", weiß Dr. Claudia Szentiks vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. Die zweithäufigste unnatürliche Todesursache für Wölfe in Deutschland sind inzwischen illegale Tötungen. Sie muss es wissen, denn jeder tote Wolf in Deutschland wird bei ihr im Institut seziert.

In der Doku wird mit Befürwortern und Gegnern gesprochen und nachgefragt, warum die Lage derart eskalieren konnte.

Weitere Informationen
Susanne Stichler steht im Studio von NDR Info und moderiert die Redezeit. Ein Gast ist zugeschaltet, zwei Gäste sitzen ihr gegenüber. © Screenshot
86 Min

NDR Info Redezeit: Die Wölfe sind zurück im Norden

Über Wölfe im Norden haben Hörerinnen und Hörer in der NDR Info Redezeit zusammen mit Experten diskutiert. Die komplette Sendung als Video-Mitschnitt. 86 Min

Ein Wolf steht im Gehege im Wisentgehege Springe und leckt sich das Maul. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte

Neue Regeln für Abschuss von Wölfen: Diese Kriterien gelten jetzt

Wölfe in Niedersachsen, die Tiere trotz Herdenschutzes gerissen haben, dürfen gejagt werden. Ein DNA-Nachweis ist unnötig. mehr

Ein Wolf blickt zur Seite. © picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Umgang mit Wölfen: "Schutzzäune für die Schafe reichen nicht"

Immer wieder reißen Wölfe Nutztiere: Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern fordert, dass nicht nur auffällige Wölfe geschossen werden dürfen. mehr

Autor/in
Michael Nieberg
Redaktion
Kathrin Becker
Produktionsleiter/in
Tim Carlberg

JETZT IM NDR FERNSEHEN

Visite 15:15 bis 16:00 Uhr
Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?