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Montag, 30. November 2020, 22:00 bis
22:45 Uhr
In Deutschland ist der Pro-Kopf-Verbrauch an Spenderblut höher als in jedem anderen Land der Welt - 1.000 Deutsche verbrauchen im Jahr rund 39 Blutkonserven, 1.000 Niederländer nur 24. Warum ist das so? Und wo bleibt das Blut? Diesen Fragen gehen Christine Seidemann und Ute Jurkovics in ihrer Dokumentation nach. Der Film verfolgt die Spur einer Blutspende: von der Abgabe beim Deutschen Roten Kreuz bis in den Operationssaal eines Krankenhauses und in die Labore der Pharmaindustrie.
Blut: Eine Spende - drei Produkte
Für die junge Spenderin Leia hält der Weg ihres Blutes einige Überraschungen bereit. Aus ihrer Vollblutspende werden drei Produkte: rote Blutkörperchen, Blutplättchen und Plasma. Aus den roten Blutkörperchen wird die typische Blutkonserve, die etwa bei Operationen oder der Krebstheraphie eingesetzt wird.
Während die ersten beiden Bestandteile einer Blutspende vor allem an Krankenhäuser oder Arztpraxen gehen und dort direkt Patienten übertragen werden, wird Plasma auch an die pharmazeutische Industrie verkauft, die es als Rohstoff zur Herstellung von Medikamenten nutzt. Auch das Rote Kreuz, das bundesweit die meisten Blutspenden sammelt, verkauft Blutplasma an die Industrie. Dort dient es als Rohstoff zur Herstellung von Medikamenten.
Für den Vorstandsvorsitzenden der Frankfurter Firma Biotest, Dr. Michael Ramroth, ist Plasma ein Rohstoff in einem boomenden Markt. Nicht zuletzt die fieberhafte weltweite Suche nach einem wirkungsvollen Mittel gegen COVID-19 sorgt dafür, dass die Nachfrage nach Plasma steigt und es bald zu Engpässen kommen könnte. Denn zurzeit werden auch Medikamente aus Plasma für die Behandlung von Corona-Patienten getestet.
Großes Problem: Fehlendes Spenderblut
Doch seit Jahren kommt es immer wieder zu kurzzeitigen Engpässen in der Blutversorgung, weil die Spenderzahlen zurückgehen. In diesem Jahr verschärft die Coronavirus-Epidemie die Situation noch. So stand Transfusionsmediziner Prof. Jürgen Ringwald im zentralen DRK-Institut im schleswig-holsteinischen Lütjensee im Herbst dieses Jahres vor leeren Regalen. Wegen der Engpässe mussten in einigen Kliniken Operationen verschoben werden. Und durch die Ausbreitung von COVID-19 bleibt die Situation angespannt.
Lösung: Blut an Krankenhäusern gezielt einsparen
Kein Land der Welt benötigt so viel Blut pro Einwohner wie Deutschland. Der Verbrauch von Blut sollte in daher in Krankenhäusern unbedingt gesenkt werden, davon ist eine wachsende Gruppe von Ärztinnen und Ärzten überzeugt. Zu ihr gehört auch Prof. Jochen Renner, Chef der Anästhesie an den Helios Kliniken Schwerin. Mit gezieltem Blutsparen, dem Patient Blood Management, ließe sich nicht nur die kostbare Ressource Blut schonen, sondern dadurch könnten auch Komplikationen bei den Patienten vermieden werden. Jede Bluttransfusion, sagt Renner, wirke wie eine Mini-Organspende und könne unter Umständen das Immunsystem stark belasten.
Diskriminierung beim Blutspenden?
Das System der Blutspende muss sich verändern, davon ist auch Phil Porter aus Bremen überzeugt. Der junge Fotograf und Künstler würde liebend gern spenden, doch weil er homosexuell ist, müsste er vor jeder Blutspende zwölf Monate lang auf Sex mit seinem Lebenspartner verzichten, so schreibt es das Gesetz vor. Phil Porter wehrt sich gegen die Diskriminierung.
Und er ist nicht allein. Auch Politikerinnen und Politiker, große Firmen sowie Schwulenverbände kritisieren die Regelung. Eine erste Beratung mit Expertinnen und Experten hat im November 2020 stattgefunden. Im Gespräch ist, die Frist für homosexuelle Männer, während der sie enthaltsam leben müssen, bevor sie Blut spenden dürfen, auf vier Monate zu verkürzen.
- Redaktionsleiter/in
- Kathrin Becker
- Redaktion
- Sabine Reifenberg
- Autor/in
- Ute Jurkovics
- Regie
- Ute Jurkovics
- Autor/in
- Christine Seidemann
- Regie
- Christine Seidemann
- Produktionsleiter/in
- Michael Schinschke
- Kamera
- Nicole Foltys
- Carsten Janssen
- Martin Warren
- Schnitt
- Dietrich Müller
- Grafik
- Torben Korpel
- Sprecher/in
- Beate Rysopp