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Montag, 28. September 2020, 22:00 bis
22:45 Uhr
Warum gibt es noch immer ein Ost und West? Ein Wir und Ihr? Woran liegt das, fragt sich NDR Filmemacherin Birgit Wärnke. Sie geht auf eine persönliche Spurensuche.
Denn Wärnke war ein typisches DDR-Kind: Kinderkrippe, Kindergarten, Jungpionier in der Schule, dazu Sporterziehung im Armee-Sportklub. Dann kam die Wende. Nach dem Abitur hatte sie das diffuse Gefühl "im Westen habe ich bessere Chancen". Also ging sie wie so viele andere junge ostdeutsche Frauen in den Westen. Es war eine gigantische Abwanderungswelle. Ostdeutschland verliert fast vier Millionen Einwohner.
Die Wende: Oft mit Verlust von Sicherheit und Anerkennung verbunden
Birgit Wärnke trifft unter anderem Menschen, die sich die DDR zurückwünschen, "weil es früher besser war". Damals hatten sie einen sicheren Arbeitsplatz, waren Teil einer Gemeinschaft und sozial abgesichert.
"Heute musst du dich um alles selber kümmern", erzählen die beiden Freundinnen Liane Linke und Monika Barnekow. Die Schwerinerinnen haben 1978 ihre Ausbildung im VEB Kombinat Lederwaren gemacht. Sie arbeiteten im Schichtdienst, wurden als "Aktivisten zur sozialistischen Arbeit" ausgezeichnet. Mit der Wende verloren sie ihren Arbeitsplatz, Sicherheit und Anerkennung.
Abgehängte und Wendegewinner
Wärnke begegnet aber auch Werner Molik. Er wollte nicht wie die beiden Näherinnen in der DDR leben und stellte mehrere Ausreiseanträge. Der Systemkritiker wurde 1977 verhaftet und erst anderthalb Jahre später von der Bundesrepublik freigekauft. Heute besitzt Molik auf Usedom ein Vier-Sterne-Hotel in bester Lage. Der Hotelier sieht sich selbst als Wendegewinner. Und er will "die deutsche Kultur bewahren".
Wärnke arbeitet heraus, dass sich nicht nur die sogenannten Abgehängten im Osten zur AfD hingezogen fühlen, sondern auch Molik, der erfolgreiche Unternehmer, der einst in der DDR Oppositioneller war.
DDR: Immer noch Macht über ihre Ex-Bürger?
Die Autorin trifft auch ihre ehemalige Lehrerin wieder. Sabine Stoof war damals SED- Parteisekretärin. Sie war überzeugt, dass der Sozialismus das bessere System sei. Mit der Wende änderte sich für sie alles.
Sabine Stoof musste sich intensiv mit ihrer Rolle in der DDR auseinandersetzen: "Ja, ich habe Schuld, weil ich meine Schüler nicht aufgeklärt habe, dass sie in einer Diktatur leben." Die ehemalige Lehrerin geht im Film noch einen Schritt weiter: Sie wird Einsicht in ihre Stasiakte beantragen. Der Film zeigt eindrücklich, wie viel Macht die untergegangene Diktatur noch immer über ihre Ex-Bürger hat.
Wie schauen Westdeutsche heute auf die Wende?
Birgit Wärnke, die mittlerweile seit mehr als 20 Jahren in Hamburg lebt, lässt auch Westdeutsche zu Wort kommen. Sie erfährt, dass es auch in den alten Bundesländern Unzufriedenheit gibt: "In Ostdeutschland ist mittlerweile alles vom Feinsten, Westdeutschland wurde zu lange vernachlässigt, jetzt müssen wir mal an Gesamtdeutschland denken".
Die Doku über den Zustand der Bundesrepublik Deutschland arbeitet mit Rückblicken in die Geschichte. Dabei werden die großen Themen der Zeit mit seltenen, zum Teil auch privaten Archivbildern erzählt.
- Redaktionsleiter/in
- Kathrin Becker
- Redaktion
- Jochen Graebert
- Produktionsleiter/in
- Birgit Wärnke