NDR Story

Das Wendland: Was ist aus meiner Heimat geworden?

Montag, 09. September 2024, 22:00 bis 22:45 Uhr

Ein persönlicher Blick auf das Wendland: NDR Autor Michael Höft reist zurück in seine Heimatstadt Lüchow. Wie gehen die Menschen damit um, dass die Einwohnerzahl immer weiter schrumpft? Dass Geschäfte schließen und selbst das Schützenfest immer kleiner wird? Können Geflüchtete die Lücke bei den Dorfbewohnern schließen, die durch Abwanderung und den demografischen Wandel entstanden ist?

Von Freibad über Bahnhof bis Bäcker - früher gab es alles

Michael Höft erinnert sich: "In Lüchow im Wendland, meiner Heimatstadt, gab es zu meiner Kindheit eigentlich alles: Hallen- und Freibad, einen Bahnhof, ein Kaufhaus und vor allem: Menschen, die dort lebten." Bis in die 1970er-/1980er-Jahre wurde in Lüchow viel gebaut und viel angeboten. Es gab reichlich Zuschüsse fürs Wendland, schließlich lag es im Zonenrandgebiet und durch das Zwischenlager für Atommüll in Gorleben floss noch einmal Geld in das Stadtsäckel.

Die Jungen verlassen Lüchow

Doch das alles ist lange vorbei. Mit einem Durchschnittsalter von 48,3 Jahren gehört das Wendland zu einem der Landstriche Westdeutschlands, in der die meiste Überalterung festzustellen ist. Die Jungen gehen fort, denn in Lüchow gibt es kaum Arbeit und nur wenige Angebote, die das Leben angenehm machen. So ist das alte Freibad seit Jahren geschlossen, da kein Geld für die Renovierung vorhanden war. Auch die meisten Geschäfte haben längst aufgegeben. Früher gab es ein Kaufhaus, mehrere Bäcker und Schlachter, geblieben ist fast nichts.

Geflüchtete in der Stadt: Neue Impulse durch neue Bewohner?

Welche Rollen spielen Geflüchtete in der ländlichen geprägten Region? Torsten Petersen, der Bürgermeister von Lüchow, ist überzeugt: Der positive Umgang mit Geflüchteten ist nicht nur "Menschenpflicht", sondern helfe auch, neue Bewohnerinnen und Bewohner und dadurch neue Impulse in die Stadt zu bekommen. Für ihn sind sie ein Hoffnungsschimmer. Schließlich hat das Wendland schon einmal von Geflüchteten profitiert. Das war nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Menschen aus den ehemaligen Ostgebieten kamen.

Michael Höft trifft Menschen, die sich dem Niedergang entgegenstellen, die alte Traditionen aufrechterhalten und neue Bewohnerinnen und Bewohner willkommen heißen. Er trifft aber auch auf Unzufriedene, auf Menschen, die in einer der wenigen noch offenen Kneipen ihren Frust äußern.

Weitere Informationen
Älterer Mann mit Brille und Paradeuniform vor dem Schützenhaus in Lüchow. Aufnahme von 1977. © NDR
ARD Mediathek

Präsentiermarsch: In Lüchow gilt, wer in der Gilde ist

Das Schützenfest war der festliche Höhepunkt im Leben der Menschen des abgelegenen Zonengrenz-Bezirks. Doku von 1977. Video

Malerisch liegen zwei alte Boote in einem Gewässer in den Elbtalauen bei Schnackenburg. © picture-alliance / DUMONT Bildarchiv Foto: Urs F. Kluyver

Wendland: Rundlingsdörfer, Fachwerk und viel Natur

Felder, Wälder und Feuchtgebiete prägen die Region an der Elbe im östlichen Niedersachsen. Biber, Störche und Seeadler sind hier zu Hause. mehr

Autor/in
Michael Höft
Regie
Michael Höft
Produktionsleiter/in
Tim Carlberg
Redaktion
Julia Saldenholz
NDR Logo
Dieser Artikel wurde ausgedruckt unter der Adresse: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ndrstory/Das-Wendland,sendung1471348.html

JETZT IM NDR FERNSEHEN

mareTV 21:00 bis 21:45 Uhr