Die Nordreportage

Die Nordreportage: Zwischen Abschied und Aufbruch - Generationswechsel im Kontorhausviertel

Mittwoch, 14. Dezember 2022, 18:15 bis 18:45 Uhr
Freitag, 16. Dezember 2022, 11:30 bis 12:00 Uhr

In kaum einem Hamburger Stadtteil finden sich so viele kleine Traditionsgeschäfte wie im Kontorhausviertel. Die meisten Läden sind inhabergeführt und schon seit Jahrzehnten in den kunstvoll gestalteten Backsteinbauten rund um das weltbekannte Chilehaus zu Hause. Wer hier als Nachfolger aufrückt, übernimmt nicht nur einen Job, sondern oft auch die Verantwortung für ein ganzes Lebenswerk.

"Die Nordreportage" zeigt Menschen, die sich in dem Traditionsviertel auf ihre ganz eigene Art einem Generationswechsel stellen.

Annette Antkowiak ist Herz, Seele und Mitbegründerin der Caritas Schwerpunktpraxis für wohnungs- und obdachlose Menschen mitten im Kontorhausviertel. Mit 64 Jahren ist die gelernte Kinderkrankenschwester auf der Zielgeraden Richtung Rente. Zeit, ihr Lebenswerk weiterzugeben. Auch wenn ihr die Vorstellung, bald entbehrlich zu sein, "zu schaffen macht", wie sie sagt. Nachfolger Lutz Gröchtemeier ist 33, gelernter Gesundheits- und Krankenpfleger und bereit für einen Neuanfang. Seinen Job im Krankenhaus hat er gekündigt. Jetzt beginnt die dreimonatige Einarbeitungsphase. Doch gleich am ersten Tag zeigt sich: ein Lebenswerk zu übernehmen, aber auch, es loszulassen, ist schwieriger als gedacht.

Lieb gewonnene Traditionen und zukunftssichernde Neuerungen

Nur wenige Backsteinblöcke entfernt, in Hamburgs ältestem Teefachgeschäft, stehen Katharina Westphal und ihr Sohn John indessen vor ihrer bislang wohl schwersten Aufgabe als Geschäftsführergespann. Großmutter und Mitinhaberin Ilka ist verstorben. Bis zuletzt fiel keine wichtige Entscheidung bei Tee Zwanck ohne ihre traditionsbetonte Stimme. Nun muss sich das kleine Familienunternehmen neu ausrichten zwischen lieb gewonnenen Traditionen und zukunftssichernden Neuerungen.

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Spitze des Chilehauses und Teil der Sprinkenhof-Fassade im Hamburger Kontorhausviertel. © NDR Foto: Kathrin Weber

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Hilfe auf Zuruf. Auf Tochter Sandra kann Wirt Helmut zählen. Allerdings nicht als Nachfolgerin. © NDR/DHF media GmbH
Hilfe auf Zuruf. Auf Tochter Sandra kann Wirt Helmut zählen. Allerdings nicht als Nachfolgerin.

Wirt Helmut Wittig hat für seine Altstädter Stube aktuell keinen Nachfolger in Sicht. Helmut ist 63 Jahre alt und in seiner 25- Quadratmeter-Gaststätte gegenüber des Chilehauses als überzeugter Einzelkämpfer unterwegs. Bis zu 16 Stunden am Tag. Seit 28 Jahren. Helmut hilft gern. Nur mit dem sich helfen lassen hat er so seine "Probleme", wie er sagt. Tochter Sandra ist 39 und unterstützt auf Zuruf. So wie an diesem Tag beim traditionellen Gänsekeulenessen. Sandra ist gelernte Floristin. Um die Gastronomie als Beruf hat sie einen Bogen gemacht, und zwar ganz bewusst. Wie lange Helmuts Einzelkämpferstrategie noch gut geht, darüber gehen die Meinungen bei Vater und Tochter auseinander.

Produktionsleiter/in
Karin Hauschildt
Redaktion
Arne Siebert
Autor/in
Ann Heigl

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