Land im Gezeitenstrom

Von der Ems zum Ijsselmeer

Samstag, 28. Dezember 2024, 07:30 bis 09:00 Uhr

Dünen, Deiche, Dämme und Sperrwerke, ohne sie würden die Niederlande im Wasser verschwinden. Ein Land, das zu großen Teilen unterhalb des Meeresspiegels liegt. Und das Wasser ist allgegenwärtig. Es bedeutet größte Gefahr, ist aber auch der größte Schatz des Landes: Hunderte Kilometer Küste und Strände, boomende Wirtschaftshäfen, Flüsse, Kanäle, unzählige Binnenseen und die Nordsee - eine einzigartige Landschaft.

Unterwegs übers Ijsselmeer mit traditionellem Plattbodenschiff. © NDR/Manfred Schulz TV & FilmProd
Unterwegs übers Ijsselmeer mit traditionellem Plattbodenschiff.

Dieser Film ist der Landschaft und ihren Menschen, Geschichten und Traditionen auf der Spur. Unter Segel auf einem traditionellen Plattbodenschiff geht es von der Ems über Kanäle und Seen quer durch die Provinzen Groningen und Friesland ins Wattenmeer zu den westfriesischen Inseln und über das Ijsselmeer ins Polderland.

Wo sonst kann man im Schlick nach versunkenen Inseln suchen oder wilde Orchideen bestaunen? Donnernder Hufschlag auf Ameland: Zehn kraftstrotzende Pferde im Gespann vor dem Rettungsboot ziehen es wie zu alten Zeiten über den Strand ins Meer. Auf Terschelling "schießen" Vogelkundler mit Kanonennetzen auf Gänse. Und junge Frauen eifern hier dem großen Seefahrer und Entdecker Willem Barents nach. Auf den friesischen Binnenmeeren wetteifern raue Kerle beim Skûtsjesilen, der alljährlichen Regattarennen dickbauchiger Frachtsegler.

Schiffe haben Vorfahrt

Überhaupt scheinen in den Niederlanden Schiffe Vorfahrt zu haben: vor hochgezogenen Brücken stauen sich Autos, Fahrräder und Fußgänger. Wer es sich leisten kann, zieht aufs Wasser in ein selbst entworfenes, schwimmendes Haus oder auf einen alten Lastkahn. So auch ein Kunstmaler in Leeuwarden mit Wohnung, Atelier und Gästezimmern für Touristen auf einem Hausboot.

In IJlst wässert der Sägemüller auch heutzutage noch sein Holz im Fluss, dicke Baumstämme, die er nur mit Windkraft sägt. Und wenn der Wind nicht weht, schaut er beim Fierljeppen zu, dem Nationalsport in Friesland: Stabweitsprung über das Wasser. Allerdings muss man dabei auch noch klettern können. Skurril ist das wie das sogenannte Kuhkuscheln oder auch das Kaatsen, eines der ältesten überlieferten Ballspiele überhaupt.

Vor gut 100 Jahren noch eine riesige Nordseebucht, ist die Zuiderzee seit 1932 vom Meer abgetrennt zu einem Süßwassersee geworden, dem Ijsselmeer. Große Teile sind Polderland, liegen bis zu fünf Meter unter dem Meeresspiegel. Darüber thronen nun weit im Binnenland die alten Fischerinseln Urk und Schokland, bewohnt von Menschen, die noch immer ihr abgeschiedenes Inselleben führen. Sie bewirtschaften den ehemaligen Meeresboden um sich herum und stoßen beim Graben gelegentlich auf gestrandete Schiffe ihrer Vorfahren.

Tradition, Moderne und Natur

Als die Gezeiten noch weit ins Binnenland hinein griffen, wuchsen Orte wie Giethoorn aus der Moorlandschaft heraus, auch "niederländisches Venedig" genannt. Im Nationalpark Weerribben-Wieden flattert einer der seltensten Schmetterlinge Europas vor die Kameralinse. Und im ehemaligen Nordseehafen Kampen dreht ein Zigarrenmacher, der früher seinen Tabak aus dem Seehandel bezog, noch immer Zigarren mit der Hand.

Einmal im Jahr treffen sich die alten Frachtsegler zum Klipperrace, der größten Regatta auf dem Ijsselmeer. Nobel wird es auf der Royal Huisman-Werft in Vollenhove, die luxuriöse Jachten baut. Superschiffe aus teuersten Materialien für Superreiche. Tradition und Moderne ergänzen sich in diesem Land im Gezeitenstrom.

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Redaktion
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Redaktionsleiter/in
Dirk Neuhoff
Autor/in
Manfred Schulz
Regie
Manfred Schulz
Autor/in
Andrea Dorschner
Regie
Andrea Dorschner
Produktionsleiter/in
Jost Nolting
Redaktion
Quibeldey, Ralf

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Meer und Küste